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Kommentar zu dem Beitrag "Belastungserleben von Kindern in Strafverfahren" - Über die Notwendigkeit der Verständigung zwischen den Disziplinen und Medien

Author(s) / Creator(s)

Kirchhoff, Sabine

Abstract / Description

Die öffentliche Diskussion um individuelle und institutionelle Reaktionen auf sexuellen Mißbrauch läuft wegen der Brisanz des Themas immer Gefahr, sich zu verselbständigen. Daß dabei leicht Mißverständnisse entstehen können, zeigte nicht zuletzt die Berichterstattung der Kölner Tagespresse zum Symposion "Sexueller Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen individuelle und institutionelle Reaktionen" im Januar. Während Fachvertreter/innen derJustiz, der Kinderpsychiatrie, der Soziologie, der Psychologie, der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit ihre Forschungsergebnisse und Erfahrungen austauschten und die Grenzen und potentiellen Fehlerquellen der jeweiligen Disziplin (und Institution) kritisch hinterfragten, um auf der Basis dieser Erkenntnisse gemeinsam Verbesserungsvorschlage erarbeiten zu können, erschien in der Tagespresse ein Artikel, der die Aktivitäten verschiedener Professionen trotz ihrer Beteiligung am Symposion unterschlug. Obwohl die Veranstalter/innen die Interdisziplinantät in der Pressekonferenz unterstrichen, ließen die Medien diesen wichtigen Aspekt außer acht. Dadurch erweckten sie den Anschein, die Problematisierung und Erforschung individueller und institutionellerReaktionen sei vorrangig Domäne der Justiz und der Kinderpsychiatrie. Die Rolle der Sozialpadagog(inn)en und Sozialarbeiter/innen, die nicht zuletzt als Praktikerinnen die Diskussion vorangetrieben hatten, wurde damit nicht nur ignoriert, sondern es entstand vielmehr noch das Bild der "professionelleren" Expertengruppen, die andere "Professionelle" beforschen. Die Crux dieser Konstellation liegt in den impliziten Annahmen. So konnte voreilig geschlußfolgert werden, daß diejenigen, die forschen, professioneller handeln als diejenigen, die beforscht werden und daß die Beforschten beforscht werden, weil sie eben nicht professionell genug handeln. Das Ungesagte, besser Ungeschriebene kann dementsprechend zur Hierarchisierung von Professionen führen, die im Kontext des Symposions ganz im Sinne Humboldts aufgehoben zu sein schien. Dieses Beispiel illustriert einmal mehr, wie G. Lehmkuhl betonte, daß beim Umgang mit den Medien Vorsicht geboten ist, damit nicht aus Schein Sein wird.

Keyword(s)

Stress Zeugenaussage Strafverfahren Verbrechensopfer Angst Kindesmisshandlung Sexueller Missbrauch Kritik Zeugenaussage vor Gericht Stress Strafjustiz Kriminalitätsopfer Kindesmisshandlung Sexuelle Gewalt Nachuntersuchungen Kritik Legal Testimony Stress Criminal Justice Crime Victim Child Abuse Sexual Abuse Followup Studies Dropouts Test Bias Test Validity

Persistent Identifier

Date of first publication

1996

Publication status

unknown

Review status

unknown

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Kirchhoff, Sabine
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T12:31:05Z
  • Made available on
    2012-10-11
  • Made available on
    2015-12-01T10:33:35Z
  • Made available on
    2022-11-17T12:31:05Z
  • Date of first publication
    1996
  • Abstract / Description
    Die öffentliche Diskussion um individuelle und institutionelle Reaktionen auf sexuellen Mißbrauch läuft wegen der Brisanz des Themas immer Gefahr, sich zu verselbständigen. Daß dabei leicht Mißverständnisse entstehen können, zeigte nicht zuletzt die Berichterstattung der Kölner Tagespresse zum Symposion "Sexueller Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen individuelle und institutionelle Reaktionen" im Januar. Während Fachvertreter/innen derJustiz, der Kinderpsychiatrie, der Soziologie, der Psychologie, der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit ihre Forschungsergebnisse und Erfahrungen austauschten und die Grenzen und potentiellen Fehlerquellen der jeweiligen Disziplin (und Institution) kritisch hinterfragten, um auf der Basis dieser Erkenntnisse gemeinsam Verbesserungsvorschlage erarbeiten zu können, erschien in der Tagespresse ein Artikel, der die Aktivitäten verschiedener Professionen trotz ihrer Beteiligung am Symposion unterschlug. Obwohl die Veranstalter/innen die Interdisziplinantät in der Pressekonferenz unterstrichen, ließen die Medien diesen wichtigen Aspekt außer acht. Dadurch erweckten sie den Anschein, die Problematisierung und Erforschung individueller und institutionellerReaktionen sei vorrangig Domäne der Justiz und der Kinderpsychiatrie. Die Rolle der Sozialpadagog(inn)en und Sozialarbeiter/innen, die nicht zuletzt als Praktikerinnen die Diskussion vorangetrieben hatten, wurde damit nicht nur ignoriert, sondern es entstand vielmehr noch das Bild der "professionelleren" Expertengruppen, die andere "Professionelle" beforschen. Die Crux dieser Konstellation liegt in den impliziten Annahmen. So konnte voreilig geschlußfolgert werden, daß diejenigen, die forschen, professioneller handeln als diejenigen, die beforscht werden und daß die Beforschten beforscht werden, weil sie eben nicht professionell genug handeln. Das Ungesagte, besser Ungeschriebene kann dementsprechend zur Hierarchisierung von Professionen führen, die im Kontext des Symposions ganz im Sinne Humboldts aufgehoben zu sein schien. Dieses Beispiel illustriert einmal mehr, wie G. Lehmkuhl betonte, daß beim Umgang mit den Medien Vorsicht geboten ist, damit nicht aus Schein Sein wird.
    de
  • Publication status
    unknown
  • Review status
    unknown
  • ISSN
    0032-7034
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-39265
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/2236
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.9796
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. - 45.1996, 8, S. 293-294
  • Keyword(s)
    Stress
    de
  • Keyword(s)
    Zeugenaussage
    de
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    Strafverfahren
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    Verbrechensopfer
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    Angst
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  • Keyword(s)
    Kindesmisshandlung
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  • Keyword(s)
    Sexueller Missbrauch
    de
  • Keyword(s)
    Kritik
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  • Keyword(s)
    Zeugenaussage vor Gericht
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    Stress
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    Strafjustiz
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  • Keyword(s)
    Kindesmisshandlung
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    Sexuelle Gewalt
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    Nachuntersuchungen
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    Kritik
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    Legal Testimony
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    Stress Criminal Justice Crime Victim
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    Sexual Abuse
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  • Keyword(s)
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    Dropouts
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  • Keyword(s)
    Test Bias
    en
  • Keyword(s)
    Test Validity
    en
  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Kommentar zu dem Beitrag "Belastungserleben von Kindern in Strafverfahren" - Über die Notwendigkeit der Verständigung zwischen den Disziplinen und Medien
    de
  • DRO type
    article
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie