Thesis (Master)

Rückfallbearbeitung und -prävention in der stationären Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigt Abhängigen

Author(s) / Creator(s)

Sandfort, Günter

Abstract / Description

Das Thema Rückfallbearbeitung und Rückfallprävention begleitet mich im beruflichen Kontext schon seit vielen Jahren. In unterschiedlicher Intensität habe ich mich theoretisch und konzeptionell, aber auch ganz "lebensnah" in der Praxis mit dem Rückfallgeschehen auseinandergesetzt: Zunächst in einer psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtgefährdete/-abhängige, anschließend in der ambulanten Wohnungslosenhilfe und seit 1997 in einer soziotherapeutischen Einrichtung für chronisch mehrfach beeinträchtigt abhängige Menschen, in der ich als Einrichtungsleiter arbeite. Eine deutliche inhaltliche Vertiefung und Aktualisierung hat die Rückfallthematik selbstverständlich nochmals im Rahmen des Masterstudiengangs "Suchthilfe" bekommen. Ich habe in den zurückliegenden Jahren viele Erfahrungen mit diesem für die Suchthilfe sehr bedeutsamen Thema gesammelt, immer wieder um zahlreiche Facetten ergänzen können und versucht, meine professionelle Haltung und meine Interventionen an die neuen Erkenntnisse anzupassen: Denn nach FEUERLEIN, KÜFNER & SOYKA (1997, S. 295) ist "der Umgang mit möglichen oder tatsächlichen Rückfällen ? zentraler Bestandteil jeder Alkoholismusbehandlung." Im Rahmen der Master-Thesis im Studiengang "Suchthilfe" ist ein suchtrelevantes Thema, dass möglichst in Verbindung mit der eigenen Arbeitsrealität steht, wissenschaftlich zu bearbeiten (vgl. KLEIN, 2003). Ich habe mich vor diesem Hintergrund entschieden, das Thema "Rückfallbearbeitung und -prävention in der stationären Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigt Abhängigen" aufzugreifen, da es für meine alltägliche Praxis eine hohe Relevanz hat und nach meinem Kenntnisstand bisher noch keine zielgruppenspezifische, wissenschaftlich begründete Konzeption zu dieser Thematik vorliegt. Viele soziotherapeutische Einrichtungen verfügen zwar über konzeptionelle Bausteine zum Umgang mit Rückfallkrisen und beschreiben Ansätze der rückfallpräventiven Arbeit; die Innovation dieser Master-Thesis besteht jedoch darin, auf Basis des aktuellen Forschungsstandes sowie auf Grundlage eigener Erhebungen die unterschiedlichen Inhalte und Methoden der Rückfallbearbeitung und -prävention im Kontext der stationären Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigt Abhängigen zu diskutieren und zu einer praxisnahen Konzeption zusammenzuführen. Im Anschluss an diese Einleitung wird in Kapitel 2 unter dem Leitsatz "Rückfall als spezifische Krisenform bei substanzabhängigen Menschen" der theoretische Hintergrund des Rückfallgeschehens unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes beschrieben. Hierbei werden Definitionen, Häufigkeiten und Verläufe von Rückfällen ebenso berücksichtigt, wie Einflussfaktoren und Erklärungsmodelle. Weiterhin wird das Rückfallgeschehen in besonderer Weise auf die stationäre Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigt Abhängigen fokussiert und in diesem Kontext die besonderen Merkmale dieser Zielgruppe aufgegriffen. Das Kapitel schließt mit einer Beschreibung möglicher Maßnahmen und Progra mme zur Rückfallprävention. Im 3. Kapitel werden die Ergebnisse rückfallbezogener Erhebungen in der soziotherapeutischen Einrichtung vorgestellt und diskutiert, in der ich selbst als Einrichtungsleiter tätig bin: Auf Grundlage des vorhandenen Datenmaterials (seit September 1997) wurde untersucht, zu welchem Zeitpunkt des Aufenthaltes im Theresien- Haus Rückfallereignisse vermehrt eingetreten sind. Außerdem wurde im Rahmen einer Bewohnerbefragung erhoben, welche Wirkfaktoren und rückfallpräventiven Maßnahmen bei der Aufrechterhaltung der Abstinenz aus Sicht der betroffenen chronisch suchtkranken Menschen eine hohe Relevanz haben. Eine weitere Befragung gibt Aufschlüsse über Hochrisikosituationen für den Alkoholrückfall. Im 4. Kapitel wird auf Basis der wissenschaftstheoretischen Grundlagen sowie der Ergebnisse aus den eigenen Erhebungen ein praxisnahes Konzept für die Rückfallbearbeitung und -prävention in der stationären Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigten Menschen entwickelt: Der konkrete Umgang mit der akuten Rückfallkrise wird hier ebenso beschrieben wie vielfältige Formen rückfallpräventiver Rahmenbedingungen innerhalb der soziotherapeutischen Einrichtung sowie die Rückfallprävention mit einzelnen Bewohnern und in Gruppen. "Große Dinge ereignen sich nicht mittags um zwölf Uhr zehn. Sie wachsen langsam (Kurt Tucholsky). Auf dieser Grundhaltung aufbauend lassen sich mit Bedacht vielfältige Präventions- und Interventionsmöglichkeiten nutzen, die einen erneuten Alkoholkonsum unwahrscheinlicher machen und einen frühzeitigen Ausstieg aus der Rückfallspirale ermöglichen" (KÖRKEL, 2003, S. 52). Dieser Grundhaltung folgend bedarf es insbesondere der Geduld, um den Menschen, die über einen sehr langen Zeitraum in die Abhängigkeitserkrankung hineingewachsen sind, Zeit zu lassen, aus dieser auch wieder herauszuwachsen: Wenn die Häufung kritischer Lebensereignisse additiv der individuellen Schwelle der Alkoholabhängigkeit sukzessiv näher kommt, dann bedarf es ebenso einer langen Zeit, diese Ereignisse angemessen zu verarbeiten. Im gesamten Text werden zur semantischen Vereinfachung die traditionellen sprachlichen Gepflogenheiten beibehalten und die männliche Form (Bewohner, Klient, Betreuer, Mitarbeiter, Therapeut etc.) benutzt.

Keyword(s)

Drogenabhängiger Rückfall Rezidiv Prävention Drogenabhängiger Rückfallprävention Drug Addict Relapse Prevention

Persistent Identifier

Date of first publication

2003

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Sandfort, Günter
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T10:28:13Z
  • Made available on
    2005-08-09
  • Made available on
    2015-12-01T10:30:10Z
  • Made available on
    2022-11-17T10:28:13Z
  • Date of first publication
    2003
  • Abstract / Description
    Das Thema Rückfallbearbeitung und Rückfallprävention begleitet mich im beruflichen Kontext schon seit vielen Jahren. In unterschiedlicher Intensität habe ich mich theoretisch und konzeptionell, aber auch ganz "lebensnah" in der Praxis mit dem Rückfallgeschehen auseinandergesetzt: Zunächst in einer psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtgefährdete/-abhängige, anschließend in der ambulanten Wohnungslosenhilfe und seit 1997 in einer soziotherapeutischen Einrichtung für chronisch mehrfach beeinträchtigt abhängige Menschen, in der ich als Einrichtungsleiter arbeite. Eine deutliche inhaltliche Vertiefung und Aktualisierung hat die Rückfallthematik selbstverständlich nochmals im Rahmen des Masterstudiengangs "Suchthilfe" bekommen. Ich habe in den zurückliegenden Jahren viele Erfahrungen mit diesem für die Suchthilfe sehr bedeutsamen Thema gesammelt, immer wieder um zahlreiche Facetten ergänzen können und versucht, meine professionelle Haltung und meine Interventionen an die neuen Erkenntnisse anzupassen: Denn nach FEUERLEIN, KÜFNER & SOYKA (1997, S. 295) ist "der Umgang mit möglichen oder tatsächlichen Rückfällen ? zentraler Bestandteil jeder Alkoholismusbehandlung." Im Rahmen der Master-Thesis im Studiengang "Suchthilfe" ist ein suchtrelevantes Thema, dass möglichst in Verbindung mit der eigenen Arbeitsrealität steht, wissenschaftlich zu bearbeiten (vgl. KLEIN, 2003). Ich habe mich vor diesem Hintergrund entschieden, das Thema "Rückfallbearbeitung und -prävention in der stationären Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigt Abhängigen" aufzugreifen, da es für meine alltägliche Praxis eine hohe Relevanz hat und nach meinem Kenntnisstand bisher noch keine zielgruppenspezifische, wissenschaftlich begründete Konzeption zu dieser Thematik vorliegt. Viele soziotherapeutische Einrichtungen verfügen zwar über konzeptionelle Bausteine zum Umgang mit Rückfallkrisen und beschreiben Ansätze der rückfallpräventiven Arbeit; die Innovation dieser Master-Thesis besteht jedoch darin, auf Basis des aktuellen Forschungsstandes sowie auf Grundlage eigener Erhebungen die unterschiedlichen Inhalte und Methoden der Rückfallbearbeitung und -prävention im Kontext der stationären Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigt Abhängigen zu diskutieren und zu einer praxisnahen Konzeption zusammenzuführen. Im Anschluss an diese Einleitung wird in Kapitel 2 unter dem Leitsatz "Rückfall als spezifische Krisenform bei substanzabhängigen Menschen" der theoretische Hintergrund des Rückfallgeschehens unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes beschrieben. Hierbei werden Definitionen, Häufigkeiten und Verläufe von Rückfällen ebenso berücksichtigt, wie Einflussfaktoren und Erklärungsmodelle. Weiterhin wird das Rückfallgeschehen in besonderer Weise auf die stationäre Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigt Abhängigen fokussiert und in diesem Kontext die besonderen Merkmale dieser Zielgruppe aufgegriffen. Das Kapitel schließt mit einer Beschreibung möglicher Maßnahmen und Progra mme zur Rückfallprävention. Im 3. Kapitel werden die Ergebnisse rückfallbezogener Erhebungen in der soziotherapeutischen Einrichtung vorgestellt und diskutiert, in der ich selbst als Einrichtungsleiter tätig bin: Auf Grundlage des vorhandenen Datenmaterials (seit September 1997) wurde untersucht, zu welchem Zeitpunkt des Aufenthaltes im Theresien- Haus Rückfallereignisse vermehrt eingetreten sind. Außerdem wurde im Rahmen einer Bewohnerbefragung erhoben, welche Wirkfaktoren und rückfallpräventiven Maßnahmen bei der Aufrechterhaltung der Abstinenz aus Sicht der betroffenen chronisch suchtkranken Menschen eine hohe Relevanz haben. Eine weitere Befragung gibt Aufschlüsse über Hochrisikosituationen für den Alkoholrückfall. Im 4. Kapitel wird auf Basis der wissenschaftstheoretischen Grundlagen sowie der Ergebnisse aus den eigenen Erhebungen ein praxisnahes Konzept für die Rückfallbearbeitung und -prävention in der stationären Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigten Menschen entwickelt: Der konkrete Umgang mit der akuten Rückfallkrise wird hier ebenso beschrieben wie vielfältige Formen rückfallpräventiver Rahmenbedingungen innerhalb der soziotherapeutischen Einrichtung sowie die Rückfallprävention mit einzelnen Bewohnern und in Gruppen. "Große Dinge ereignen sich nicht mittags um zwölf Uhr zehn. Sie wachsen langsam (Kurt Tucholsky). Auf dieser Grundhaltung aufbauend lassen sich mit Bedacht vielfältige Präventions- und Interventionsmöglichkeiten nutzen, die einen erneuten Alkoholkonsum unwahrscheinlicher machen und einen frühzeitigen Ausstieg aus der Rückfallspirale ermöglichen" (KÖRKEL, 2003, S. 52). Dieser Grundhaltung folgend bedarf es insbesondere der Geduld, um den Menschen, die über einen sehr langen Zeitraum in die Abhängigkeitserkrankung hineingewachsen sind, Zeit zu lassen, aus dieser auch wieder herauszuwachsen: Wenn die Häufung kritischer Lebensereignisse additiv der individuellen Schwelle der Alkoholabhängigkeit sukzessiv näher kommt, dann bedarf es ebenso einer langen Zeit, diese Ereignisse angemessen zu verarbeiten. Im gesamten Text werden zur semantischen Vereinfachung die traditionellen sprachlichen Gepflogenheiten beibehalten und die männliche Form (Bewohner, Klient, Betreuer, Mitarbeiter, Therapeut etc.) benutzt.
    de
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-5357
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/254
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.8529
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    http://www.addiction.de/index2.htm
  • Keyword(s)
    Drogenabhängiger
    de
  • Keyword(s)
    Rückfall
    de
  • Keyword(s)
    Rezidiv
    de
  • Keyword(s)
    Prävention
    de
  • Keyword(s)
    Drogenabhängiger
    de
  • Keyword(s)
    Rückfallprävention
    de
  • Keyword(s)
    Drug Addict
    en
  • Keyword(s)
    Relapse
    en
  • Keyword(s)
    Prevention
    en
  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Rückfallbearbeitung und -prävention in der stationären Arbeit mit chronisch mehrfach beeinträchtigt Abhängigen
    de
  • DRO type
    masterThesis
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Kompetenzplattform Suchtforschung an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen