Thesis (Master)

Empirische Untersuchung des Bindungs- und Beziehungsverhaltens bei Kindern opiatabhängiger Eltern

Author(s) / Creator(s)

Strahl, Nora

Abstract / Description

In dieser Arbeit wird das Bindungs- und Beziehungsverhalten bei Kindern opiatabhängiger Eltern untersucht. Deutschlandweit leben schätzungsweise zwischen 100.000 und 150.000 heroinabhängige Menschen (vgl. MFJJG, 2001). Die Zahl der Kinder drogenabhängiger Eltern wird auf 40.000- 60.000 geschätzt (vgl. Klein, 2000). In Köln leben etwa 8.000-12.000 drogenabhängige Menschen, etwa 700 Drogenabhängige werden in Köln substituiert und in jedem Jahr werden durchschnittlich 40-50 Kinder opiatabhängiger Mütter in Köln geboren. (vgl. SKM e.V. Köln, 1999). Trotz dieses Sachverhaltes sind Kinder suchtkranker Eltern sehr lange kaum beachtet worden. Dabei haben es Kinder suchtkranker Eltern/ Erziehungspersonen besonders schwer, da sich in ihren Familien das "Familienleben" stark an den durch die Sucht eines oder beider Elternteile ergebenen Problemen orientiert. Die Kinder lernen, die Sucht nicht nach außen bekannt zu geben und die aufkommenden Probleme zu tabuisieren (vgl. SKM e.V. Köln, 2002). Sehr lange nahmen suchtkranke Eltern keine öffentliche Hilfe in Anspruch, da sie Angst hatten, das Sorgerecht oder das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu verlieren (vgl. Rukiek, 1998). Häufig ist es jedoch auch für professionelle Helfer schwierig über die Eltern Kontakt zu den Kindern zu bekommen, da viele Eltern- aus Selbstschutz- davon ausgehen, dass ihre Kinder von der Suchterkrankung nichts mitbekommen (vgl. Münzel, 2000). n meinem Projektpraktikum (das ich in der Substitutionsambulanz des SKM e.V. Köln —MEREAM- gemacht habe) und der Tätigkeit als nebenamtliche Mitarbeiterin in der Notschlafstelle (am Hauptbahnhof) habe ich sehr wertvolle Erfahrungen im Umgang mit drogenabhängigen Menschen sammeln dürfen. Gerade in meiner Tätigkeit in der Notschlafstelle bekam ich immer wieder mit, wie viele Übernachter Kinder hatten und war negativ überrascht darüber, dass die meisten seit Jahren keinen oder nur sehr sporadischen Kontakt zu ihren Kindern haben. Alle begründen ihren fehlenden/ sporadischen Kontakt damit, dass sie nicht möchten, das ihre Kinder mitbekommen, wie schlecht es ihren (leiblichen) Eltern geht. Auf der anderen Seite habe ich jedoch auch erlebt, wie sehr sich viele Frauen ein Kind wünschen (oft gar nicht genau wussten, ob sie nun schwanger sind oder nicht), da sie in einem Kind die Chance sehen, "auszusteigen" und ein drogenfreies Leben zu leben. Eine Klientin hat in der Zeit meiner Tätigkeit ein Kind zur Welt gebracht, so dass ich die umfangreichen Probleme sämtlich mitbekam. Die Zeit der Schwangerschaft war stark geprägt durch Gefühlsschwankungen dem Kindesvater gegenüber, der während der ganzen Zeit im Gefängnis saß und in naher Zukunft auch nicht entlassen wird. Obwohl sie in der Zeit substituiert wurde und auch mehrere Hotelzimmer "angeboten" bekam, schaffte sie es nicht beikonsumfrei zu bleiben und eines der Angebote anzunehmen. (Obwohl sie sich sehr auf das Kind freute und viele Hoffnungen mit dem Kind verband.) Da sie Italienerin ist und nur eine begrenzte Aufenthaltsgenehmigung (wegen offenstehender Geldstrafen) besaß, war lange Zeit auch nicht klar, wo sie nach der Schwangerschaft mit dem Kind leben sollte (da ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung kein Einzug in ein Mutter- Kind- Haus möglich ist). Die Geldstrafe hat sie dann "abgesessen" und bewarb sich nach der Geburt in einem Mutter- Kind- Haus, in dem sie nach unserem Wissen heute (substituiert und "beikonsumfrei") mit dem Kind lebt. Neben den oben beschriebenen Erfahrungen habe ich immer wieder erlebt, wie schnell und oft zwischenmenschliche Beziehungen- egal ob es sich um platonische Freundschaften oder Partnerschaften handelt- kippen und beendet werden können. In der vorliegenden Arbeit wird auf das Bindungs- und Beziehungsverhalten der Kinder mit ihren drogenabhängigen Eltern eingegangen, da entweder, wie bereits beschrieben, sehr viele Eltern keinen kontinuierlichen oder gar keinen Kontakt zu ihren Kindern haben. Oder aber die Kinder leben bei ihren Eltern (was in vielen Fällen erst durch die Substitution möglich wurde) und erleben dort sehr wechselhafte Stimmungen. Die ganze Familienatmosphäre ist durch das Suchtverhalten bzw. die Suchstruktur eines oder beider Elternteile geprägt. In vielen Fällen lernen die Kinder nicht, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können und diese immer für sie da sind. Diese Arbeit handelt von Kindern opiatabhängiger Eltern. Die meisten heroinabhängigen Menschen sind auch von anderen psychotropen Substanzen abhängig, häufig "politoxikoman". Doch da bei den Eltern der hier behandelten Kinder die Abhängigkeit von der psychotropen Substanz Heroin im Vordergrund steht, wird in der Arbeit nur von "heroinabhängigen Menschen" gesprochen, was nicht bedeuten soll, das die benannten Elternteile eine "reine" Heroinabhängigkeit aufweisen. Das erste Kapitel "Familienbeziehungen" führt zu dem Begriff "Familie", geht näher auf Definitionen des Begriffs "Familie" ein und erläutert Beziehungssysteme innerhalb der Familie. Im zweiten Kapitel "Bindungs- und Beziehungsverhalten zwischen Kindern und ihren Eltern" wird näher auf die Ausbildung von Bindungsstrukturen bei Kindern und Jugendlichen eingegangen. Da sich das Bindungs- und Beziehungsverhalten verändert, wird jeweils auf das Bindungs- und Beziehungsverhalten in der frühen Kindheit, in der Kindheit und in der Jugend eingegangen. Das Kapitel drei "Abhängigkeitskriterien" befasst sich mit den Folgen, die aus Abhängigkeitserkrankungen resultieren können und beschreibt die Spezifität der Abhängigkeit von Opiaten. Kapitel vier "Situation suchtbelasteter Familien" erläutert zuerst die Situation drogenabhängiger Eltern, dann die Situation von Kindern opiatabhängiger Eltern und geht schließlich auf das Bindungs- und Beziehungsverhalten bei Kindern von opiatabhängigen Eltern ein. Der "Forschungsablauf" wird in Kapitel fünf dargelegt. Anschließend werden die Ergebnisse der Untersuchung interpretiert und diskutiert, wobei hier auch auf mögliche Folgen für die Praxis erörtert werden.

Keyword(s)

Eltern Drogenabhängigkeit / Opiate Kinder Bindungsfähigkeit Bindungslosigkeit opiatabhängige Eltern Kinder Bindungverhalten Beziehungsverhalten

Persistent Identifier

Date of first publication

2002

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Strahl, Nora
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T10:28:15Z
  • Made available on
    2005-08-09
  • Made available on
    2015-12-01T10:30:10Z
  • Made available on
    2022-11-17T10:28:15Z
  • Date of first publication
    2002
  • Abstract / Description
    In dieser Arbeit wird das Bindungs- und Beziehungsverhalten bei Kindern opiatabhängiger Eltern untersucht. Deutschlandweit leben schätzungsweise zwischen 100.000 und 150.000 heroinabhängige Menschen (vgl. MFJJG, 2001). Die Zahl der Kinder drogenabhängiger Eltern wird auf 40.000- 60.000 geschätzt (vgl. Klein, 2000). In Köln leben etwa 8.000-12.000 drogenabhängige Menschen, etwa 700 Drogenabhängige werden in Köln substituiert und in jedem Jahr werden durchschnittlich 40-50 Kinder opiatabhängiger Mütter in Köln geboren. (vgl. SKM e.V. Köln, 1999). Trotz dieses Sachverhaltes sind Kinder suchtkranker Eltern sehr lange kaum beachtet worden. Dabei haben es Kinder suchtkranker Eltern/ Erziehungspersonen besonders schwer, da sich in ihren Familien das "Familienleben" stark an den durch die Sucht eines oder beider Elternteile ergebenen Problemen orientiert. Die Kinder lernen, die Sucht nicht nach außen bekannt zu geben und die aufkommenden Probleme zu tabuisieren (vgl. SKM e.V. Köln, 2002). Sehr lange nahmen suchtkranke Eltern keine öffentliche Hilfe in Anspruch, da sie Angst hatten, das Sorgerecht oder das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu verlieren (vgl. Rukiek, 1998). Häufig ist es jedoch auch für professionelle Helfer schwierig über die Eltern Kontakt zu den Kindern zu bekommen, da viele Eltern- aus Selbstschutz- davon ausgehen, dass ihre Kinder von der Suchterkrankung nichts mitbekommen (vgl. Münzel, 2000). n meinem Projektpraktikum (das ich in der Substitutionsambulanz des SKM e.V. Köln —MEREAM- gemacht habe) und der Tätigkeit als nebenamtliche Mitarbeiterin in der Notschlafstelle (am Hauptbahnhof) habe ich sehr wertvolle Erfahrungen im Umgang mit drogenabhängigen Menschen sammeln dürfen. Gerade in meiner Tätigkeit in der Notschlafstelle bekam ich immer wieder mit, wie viele Übernachter Kinder hatten und war negativ überrascht darüber, dass die meisten seit Jahren keinen oder nur sehr sporadischen Kontakt zu ihren Kindern haben. Alle begründen ihren fehlenden/ sporadischen Kontakt damit, dass sie nicht möchten, das ihre Kinder mitbekommen, wie schlecht es ihren (leiblichen) Eltern geht. Auf der anderen Seite habe ich jedoch auch erlebt, wie sehr sich viele Frauen ein Kind wünschen (oft gar nicht genau wussten, ob sie nun schwanger sind oder nicht), da sie in einem Kind die Chance sehen, "auszusteigen" und ein drogenfreies Leben zu leben. Eine Klientin hat in der Zeit meiner Tätigkeit ein Kind zur Welt gebracht, so dass ich die umfangreichen Probleme sämtlich mitbekam. Die Zeit der Schwangerschaft war stark geprägt durch Gefühlsschwankungen dem Kindesvater gegenüber, der während der ganzen Zeit im Gefängnis saß und in naher Zukunft auch nicht entlassen wird. Obwohl sie in der Zeit substituiert wurde und auch mehrere Hotelzimmer "angeboten" bekam, schaffte sie es nicht beikonsumfrei zu bleiben und eines der Angebote anzunehmen. (Obwohl sie sich sehr auf das Kind freute und viele Hoffnungen mit dem Kind verband.) Da sie Italienerin ist und nur eine begrenzte Aufenthaltsgenehmigung (wegen offenstehender Geldstrafen) besaß, war lange Zeit auch nicht klar, wo sie nach der Schwangerschaft mit dem Kind leben sollte (da ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung kein Einzug in ein Mutter- Kind- Haus möglich ist). Die Geldstrafe hat sie dann "abgesessen" und bewarb sich nach der Geburt in einem Mutter- Kind- Haus, in dem sie nach unserem Wissen heute (substituiert und "beikonsumfrei") mit dem Kind lebt. Neben den oben beschriebenen Erfahrungen habe ich immer wieder erlebt, wie schnell und oft zwischenmenschliche Beziehungen- egal ob es sich um platonische Freundschaften oder Partnerschaften handelt- kippen und beendet werden können. In der vorliegenden Arbeit wird auf das Bindungs- und Beziehungsverhalten der Kinder mit ihren drogenabhängigen Eltern eingegangen, da entweder, wie bereits beschrieben, sehr viele Eltern keinen kontinuierlichen oder gar keinen Kontakt zu ihren Kindern haben. Oder aber die Kinder leben bei ihren Eltern (was in vielen Fällen erst durch die Substitution möglich wurde) und erleben dort sehr wechselhafte Stimmungen. Die ganze Familienatmosphäre ist durch das Suchtverhalten bzw. die Suchstruktur eines oder beider Elternteile geprägt. In vielen Fällen lernen die Kinder nicht, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können und diese immer für sie da sind. Diese Arbeit handelt von Kindern opiatabhängiger Eltern. Die meisten heroinabhängigen Menschen sind auch von anderen psychotropen Substanzen abhängig, häufig "politoxikoman". Doch da bei den Eltern der hier behandelten Kinder die Abhängigkeit von der psychotropen Substanz Heroin im Vordergrund steht, wird in der Arbeit nur von "heroinabhängigen Menschen" gesprochen, was nicht bedeuten soll, das die benannten Elternteile eine "reine" Heroinabhängigkeit aufweisen. Das erste Kapitel "Familienbeziehungen" führt zu dem Begriff "Familie", geht näher auf Definitionen des Begriffs "Familie" ein und erläutert Beziehungssysteme innerhalb der Familie. Im zweiten Kapitel "Bindungs- und Beziehungsverhalten zwischen Kindern und ihren Eltern" wird näher auf die Ausbildung von Bindungsstrukturen bei Kindern und Jugendlichen eingegangen. Da sich das Bindungs- und Beziehungsverhalten verändert, wird jeweils auf das Bindungs- und Beziehungsverhalten in der frühen Kindheit, in der Kindheit und in der Jugend eingegangen. Das Kapitel drei "Abhängigkeitskriterien" befasst sich mit den Folgen, die aus Abhängigkeitserkrankungen resultieren können und beschreibt die Spezifität der Abhängigkeit von Opiaten. Kapitel vier "Situation suchtbelasteter Familien" erläutert zuerst die Situation drogenabhängiger Eltern, dann die Situation von Kindern opiatabhängiger Eltern und geht schließlich auf das Bindungs- und Beziehungsverhalten bei Kindern von opiatabhängigen Eltern ein. Der "Forschungsablauf" wird in Kapitel fünf dargelegt. Anschließend werden die Ergebnisse der Untersuchung interpretiert und diskutiert, wobei hier auch auf mögliche Folgen für die Praxis erörtert werden.
    de
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-5403
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/257
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.8531
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    http://www.addiction.de/index2.htm
  • Keyword(s)
    Eltern
    de
  • Keyword(s)
    Drogenabhängigkeit / Opiate
    de
  • Keyword(s)
    Kinder
    de
  • Keyword(s)
    Bindungsfähigkeit
    de
  • Keyword(s)
    Bindungslosigkeit
    de
  • Keyword(s)
    opiatabhängige Eltern
    de
  • Keyword(s)
    Kinder
    de
  • Keyword(s)
    Bindungverhalten
    de
  • Keyword(s)
    Beziehungsverhalten
    de
  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Empirische Untersuchung des Bindungs- und Beziehungsverhaltens bei Kindern opiatabhängiger Eltern
    de
  • DRO type
    masterThesis
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Kompetenzplattform Suchtforschung an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen