Report

Zur Psychophysiologie der labil/hypertonen Blutdruckregulation

Author(s) / Creator(s)

Fahrenberg, Jochen
Foerster, Friedrich
Heger, Rudolf
Darsow, Hartwin
Ewert, Uwe

Abstract / Description

Zur Psychophysiologie der labil/hypertonen Blutdruckregulation wurde eine umfangreiche empirische Untersuchung durchgeführt. Die Fragestellungen und speziellen Hypothesen ergaben sich aus der Analyse der Literatur und des Forschungsstandes sowie aus Prinzipien der differentiellen Psychophysiologie, die in den vorausgegangenen Arbeiten der Freiburger Forschungsgruppe Psychophysiologie entwickelt wurden. Durch ein umfangreiches Screening wurden aus der Population männlicher Studenten der Preiburger Hochschulen im Alter zwischen 19 und 30 Jahren 26 Probanden mit normotonem Blutdruck und 55 Probanden mit leicht erhöhtem, d.h. labil/hypertonem Blutdruck, insbesondere erhöhten systolischen Werten ausgewählt. Nach dem WHO-Kriterium der Grenzwert-Hypertonie (systolischer Blutdruck > 140 mmHg und/oder diastolischer Blutdruck > 90 mmHg) wurden 19 Probanden mit mindestens einer grenzwertigen Messung und 36 Probanden mit einem grenzwertigen Mittelwert aufgrund von je zwei Messungen des Ruhe-Blutdrucks zu drei verschiedenen Gelegenheiten, unterschieden. Die Zusammenhänge zwischen Blutdruck, Alter, Größe, Gewicht und Oberarmumfang wurden beschrieben und statistisch kontrolliert. Diese Probanden nahmen an einem multimodalen Assessment teil, in dem außer anamnestischen Daten und Persönlichkeitsmerkmalen sowohl psychologische als auch physiologische Merkmale des Aktivierungsprozesses unter verschiedenen mentalen, emotionalen und körperlichen Belastungen, im Labor und im Alltag, erfaßt wurden. Als Belastungen im Labor dienten u.a. ein Kurzinterview, Kopfrechnen, Handgriff versuch, Vorbereitung einer kritischen Rede, Kaltwasserversuch. Die dynamische Blutdruckregulation wurde durch zwei Orthostase-Ver-suche und durch Ergometerarbeit bei 100 Watt Belastung geprüft. Am psychophysiologischen 24-Stunden-Monitoring konnten 52 der 81 Probanden teilnehmen. Dieses Assessment ist umfassender und genauer als in bisherigen Studien zur Grenzwert-Hypertonie. Wegen der hervorstechenden Inkonsistenz der psychologischen und psychophysiologischen Forschung zur sog. Grenzwert-Hypertonie wurde in besonderem Maße auf die interne und externe Validität der Untersuchung, auf mögliche Konfundierungen und Kovariablen sowie auf zufallskritische Prüfungen geachtet und eine Repükation dieser Untersuchung mit identischer Methodik durchgeführt. Die ausführlich dokumentierte Datenbasis dieser Untersuchung diente (1) der Prüfung von Hypothesen, die in der theoretischen Einleitung formuliert wurden, (2) der Generierung neuer Hypothesen im Hinblick auf die anschließende Replikationsstudie und (3) der Weiterführung von Methodenstudien und Nebenfragesteilungen, u.a. der Multiparameter-Studie mit Kovarianzzerlegung und der Methodenentwicklung für das psychophysiologische Monitoring. Die statistischen Analysen führten zur deutlichen oder nur schwachen Bestätigung von Hypothesen, in anderen Fällen zur Zurückweisung der Hypothesen. Die labü/hyertonen Probanden zeigen - außer den trivialen Unterschieden des Blutdruckniveaus in den Labor- und Feld-Situationen: - eine höhere Blutdruckreaktivität unter verschiedenen Belastungen; - eine höhere Ruhefrequenz und Reaktivität der Herzfrequenz im Labor bei gleicher Herzfrequenz unter naturalistischen Bedingungen im Alltag; Hinweise auf eine hyperkinetische Tendenz der Volumenregulation und eine erhöhte sympathische Aktiviertheit (Hautleitwert. Adrenalin im Sammelurin); - mehr Gesundheitssorgen; - eine Disposition zu körperlichen Beschwerden und Gehemmtheit; - einen nervös-angespannten, aufgeregten Zustand vor allem in der Anfangsruhe der Registrierung; eine reaktiv-klagsame Tendenz, sich durch die Untersuchungsbedingungen stärker beeinträchtigt und belästigt zu fühlen. Die erhöhte psychophysische Aktiviertheit unter Laborbedingungen im Gegensatz zu den Befunden des psychophysiologischen 24-Stunden-Monitorings ist als Hauptbefund anzusehen. Die aktivierungstheoretische und die attributions-theoretische Interpretation dieses Befundes können sich wechselseitig ergänzen. Die zur Zeit noch nicht vollständig ausgewertete Replikationsstudie an weiteren 55 Probanden wird zeigen, welche der Hypothesen aufrecht erhalten bleiben können und welche Interpretation zutreffender ist.

Keyword(s)

Physiologische Psychologie Blutdruck Regulation Hypertonie Persönlichkeit Psychophysiologie Hypertonie Blutdruck Blutdruckkrankheiten Physiologische Korrelate Persönlichkeitskorrelate Psychophysiology Hypertension Blood Pressure Blood Pressure Disorders Physiological Correlates Personality Correlates

Persistent Identifier

Date of first publication

1991

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Fahrenberg, Jochen
  • Author(s) / Creator(s)
    Foerster, Friedrich
  • Author(s) / Creator(s)
    Heger, Rudolf
  • Author(s) / Creator(s)
    Darsow, Hartwin
  • Author(s) / Creator(s)
    Ewert, Uwe
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T11:06:20Z
  • Made available on
    2009-12-07
  • Made available on
    2015-12-01T10:30:46Z
  • Made available on
    2022-11-17T11:06:20Z
  • Date of first publication
    1991
  • Abstract / Description
    Zur Psychophysiologie der labil/hypertonen Blutdruckregulation wurde eine umfangreiche empirische Untersuchung durchgeführt. Die Fragestellungen und speziellen Hypothesen ergaben sich aus der Analyse der Literatur und des Forschungsstandes sowie aus Prinzipien der differentiellen Psychophysiologie, die in den vorausgegangenen Arbeiten der Freiburger Forschungsgruppe Psychophysiologie entwickelt wurden. Durch ein umfangreiches Screening wurden aus der Population männlicher Studenten der Preiburger Hochschulen im Alter zwischen 19 und 30 Jahren 26 Probanden mit normotonem Blutdruck und 55 Probanden mit leicht erhöhtem, d.h. labil/hypertonem Blutdruck, insbesondere erhöhten systolischen Werten ausgewählt. Nach dem WHO-Kriterium der Grenzwert-Hypertonie (systolischer Blutdruck > 140 mmHg und/oder diastolischer Blutdruck > 90 mmHg) wurden 19 Probanden mit mindestens einer grenzwertigen Messung und 36 Probanden mit einem grenzwertigen Mittelwert aufgrund von je zwei Messungen des Ruhe-Blutdrucks zu drei verschiedenen Gelegenheiten, unterschieden. Die Zusammenhänge zwischen Blutdruck, Alter, Größe, Gewicht und Oberarmumfang wurden beschrieben und statistisch kontrolliert. Diese Probanden nahmen an einem multimodalen Assessment teil, in dem außer anamnestischen Daten und Persönlichkeitsmerkmalen sowohl psychologische als auch physiologische Merkmale des Aktivierungsprozesses unter verschiedenen mentalen, emotionalen und körperlichen Belastungen, im Labor und im Alltag, erfaßt wurden. Als Belastungen im Labor dienten u.a. ein Kurzinterview, Kopfrechnen, Handgriff versuch, Vorbereitung einer kritischen Rede, Kaltwasserversuch. Die dynamische Blutdruckregulation wurde durch zwei Orthostase-Ver-suche und durch Ergometerarbeit bei 100 Watt Belastung geprüft. Am psychophysiologischen 24-Stunden-Monitoring konnten 52 der 81 Probanden teilnehmen. Dieses Assessment ist umfassender und genauer als in bisherigen Studien zur Grenzwert-Hypertonie. Wegen der hervorstechenden Inkonsistenz der psychologischen und psychophysiologischen Forschung zur sog. Grenzwert-Hypertonie wurde in besonderem Maße auf die interne und externe Validität der Untersuchung, auf mögliche Konfundierungen und Kovariablen sowie auf zufallskritische Prüfungen geachtet und eine Repükation dieser Untersuchung mit identischer Methodik durchgeführt. Die ausführlich dokumentierte Datenbasis dieser Untersuchung diente (1) der Prüfung von Hypothesen, die in der theoretischen Einleitung formuliert wurden, (2) der Generierung neuer Hypothesen im Hinblick auf die anschließende Replikationsstudie und (3) der Weiterführung von Methodenstudien und Nebenfragesteilungen, u.a. der Multiparameter-Studie mit Kovarianzzerlegung und der Methodenentwicklung für das psychophysiologische Monitoring. Die statistischen Analysen führten zur deutlichen oder nur schwachen Bestätigung von Hypothesen, in anderen Fällen zur Zurückweisung der Hypothesen. Die labü/hyertonen Probanden zeigen - außer den trivialen Unterschieden des Blutdruckniveaus in den Labor- und Feld-Situationen: - eine höhere Blutdruckreaktivität unter verschiedenen Belastungen; - eine höhere Ruhefrequenz und Reaktivität der Herzfrequenz im Labor bei gleicher Herzfrequenz unter naturalistischen Bedingungen im Alltag; Hinweise auf eine hyperkinetische Tendenz der Volumenregulation und eine erhöhte sympathische Aktiviertheit (Hautleitwert. Adrenalin im Sammelurin); - mehr Gesundheitssorgen; - eine Disposition zu körperlichen Beschwerden und Gehemmtheit; - einen nervös-angespannten, aufgeregten Zustand vor allem in der Anfangsruhe der Registrierung; eine reaktiv-klagsame Tendenz, sich durch die Untersuchungsbedingungen stärker beeinträchtigt und belästigt zu fühlen. Die erhöhte psychophysische Aktiviertheit unter Laborbedingungen im Gegensatz zu den Befunden des psychophysiologischen 24-Stunden-Monitorings ist als Hauptbefund anzusehen. Die aktivierungstheoretische und die attributions-theoretische Interpretation dieses Befundes können sich wechselseitig ergänzen. Die zur Zeit noch nicht vollständig ausgewertete Replikationsstudie an weiteren 55 Probanden wird zeigen, welche der Hypothesen aufrecht erhalten bleiben können und welche Interpretation zutreffender ist.
    de
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-25430
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/617
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.9103
  • Language of content
    deu
  • Keyword(s)
    Physiologische Psychologie
    de
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    Blutdruck
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    Regulation
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    Persönlichkeit
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    Physiological Correlates
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    Personality Correlates
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Zur Psychophysiologie der labil/hypertonen Blutdruckregulation
    de
  • DRO type
    report
  • Visible tag(s)
    PsyDok