Report

Bewältigung emotionaler Belastungen durch Querschnittslähmung mittels Relativierung von Verantwortlichkeitsattributionen

Author(s) / Creator(s)

Montada, Leo
Schneider, Angela
Seiler, Stefan

Other kind(s) of contributor

Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral" der Universität Trier, FB I - Psychologie

Abstract / Description

Opfer von Schicksalsschlägen stellen oft die Frage, wer verantwortlich ist für die Ereignisse, für die erlittenen Verluste und Beeinträchtigungen. Sie erleben sich nicht selten als Opfer unverantwortlichen Handelns anderer oder eines ungerechten Schicksals. Die Frage "Warum ich?" kann Ausdruck der Frage nach Gerechtigkeit sein. Welche Auswirkungen hat erlebte Ungerechtigkeit, haben Verantwortlichkeitszuschreibungen auf die erlebte Belastung durch Querschnittlähmung und deren Bewältigung? Unsere Vermutung ging dahin, daß Querschnittgelähmte, die sich als Opfer eines unverdienten Schicksals, fehlbaren Verhaltens oder ungerechter Behandlungen erleben, emotional zusätzlich belastet sind und größere Schwierigkeiten haben, ihre Behinderung anzunehmen und deren Folgen zu bewältigen. Aber auch Schuld wegen eigenem Fehlverhaltens oder vermeidbarer Fehler sollte zusätzlich zu den Verlusten und Beeinträchtigungen emotional belasten. Allerdings haben Bulman und Wortman (1977) die Beobachtung gemacht, daß Selbstvorwürfe (self-blame) mit einer besseren Bewältigung der Querschnittlähmung einhergingen. Seither ist die mögliche Wirkung von Selbstvorwürfen umstritten. Verschiedene Effekte von Selbstvorwürfen sind theoretisch möglich. Selbstvorwürfe können zu Ärger über sich selbst oder zu Schuldgefühlen führen, sie können das Gefühl, machtlos einem Schicksal ausgeliefert zu sein und daraus resultierende Hilflosigkeit reduzieren, sie können Empörung und Schuldvorwürfe gegenüber anderen und Ungerechtigkeitsgefühle gegenüber einem Schicksal ersparen. Das heißt, die Wirkung von Selbstvorwürfen kann nicht als einheitlich erwartet werden, sondern hängt wohl von den Emotionen ab, die durch Selbstvorwürfe erzeugt oder verhindert werden (Montada, 1992). Es verwundert deshalb nicht, daß die Empirie über die Effekte von Selbstvorwürfen sehr widersprüchlich ist. In der Mehrzahl der Arbeiten werden negative Effekte auf Bewältigungsindikatoren berichtet (für einen Überblick vgl. Dalbert, 1995).

Keyword(s)

Psychologie Querschnittslähmung Bewältigung Verantwortlichkeit

Persistent Identifier

Date of first publication

1999

Is part of series

Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"; 125

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Montada, Leo
  • Author(s) / Creator(s)
    Schneider, Angela
  • Author(s) / Creator(s)
    Seiler, Stefan
  • Other kind(s) of contributor
    Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral" der Universität Trier, FB I - Psychologie
    de
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T11:12:42Z
  • Made available on
    2004-03-03
  • Made available on
    2015-12-01T10:29:52Z
  • Made available on
    2022-11-17T11:12:42Z
  • Date of first publication
    1999
  • Abstract / Description
    Opfer von Schicksalsschlägen stellen oft die Frage, wer verantwortlich ist für die Ereignisse, für die erlittenen Verluste und Beeinträchtigungen. Sie erleben sich nicht selten als Opfer unverantwortlichen Handelns anderer oder eines ungerechten Schicksals. Die Frage "Warum ich?" kann Ausdruck der Frage nach Gerechtigkeit sein. Welche Auswirkungen hat erlebte Ungerechtigkeit, haben Verantwortlichkeitszuschreibungen auf die erlebte Belastung durch Querschnittlähmung und deren Bewältigung? Unsere Vermutung ging dahin, daß Querschnittgelähmte, die sich als Opfer eines unverdienten Schicksals, fehlbaren Verhaltens oder ungerechter Behandlungen erleben, emotional zusätzlich belastet sind und größere Schwierigkeiten haben, ihre Behinderung anzunehmen und deren Folgen zu bewältigen. Aber auch Schuld wegen eigenem Fehlverhaltens oder vermeidbarer Fehler sollte zusätzlich zu den Verlusten und Beeinträchtigungen emotional belasten. Allerdings haben Bulman und Wortman (1977) die Beobachtung gemacht, daß Selbstvorwürfe (self-blame) mit einer besseren Bewältigung der Querschnittlähmung einhergingen. Seither ist die mögliche Wirkung von Selbstvorwürfen umstritten. Verschiedene Effekte von Selbstvorwürfen sind theoretisch möglich. Selbstvorwürfe können zu Ärger über sich selbst oder zu Schuldgefühlen führen, sie können das Gefühl, machtlos einem Schicksal ausgeliefert zu sein und daraus resultierende Hilflosigkeit reduzieren, sie können Empörung und Schuldvorwürfe gegenüber anderen und Ungerechtigkeitsgefühle gegenüber einem Schicksal ersparen. Das heißt, die Wirkung von Selbstvorwürfen kann nicht als einheitlich erwartet werden, sondern hängt wohl von den Emotionen ab, die durch Selbstvorwürfe erzeugt oder verhindert werden (Montada, 1992). Es verwundert deshalb nicht, daß die Empirie über die Effekte von Selbstvorwürfen sehr widersprüchlich ist. In der Mehrzahl der Arbeiten werden negative Effekte auf Bewältigungsindikatoren berichtet (für einen Überblick vgl. Dalbert, 1995).
    de
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-1440
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/101
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.9293
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral", Nr. 125, ISSN 1430-1148, http://www.gerechtigkeitsforschung.de/berichte/beri125.pdf
  • Is part of series
    Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"; 125
  • Keyword(s)
    Psychologie
    de
  • Keyword(s)
    Querschnittslähmung
    de
  • Keyword(s)
    Bewältigung
    de
  • Keyword(s)
    Verantwortlichkeit
    de
  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Bewältigung emotionaler Belastungen durch Querschnittslähmung mittels Relativierung von Verantwortlichkeitsattributionen
    de
  • DRO type
    report
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Berichte der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"