Psychosoziale Versorgung in der Medizin: Eine Frage des "management bias"?
Author(s) / Creator(s)
Ullrich, Gerald
Abstract / Description
Der Begriff "management bias" wurde von J. A. Roth (1962) geprägt und diente zur Kennzeichnung einer unter Sozialwissenschaftlern in der Medizin verbreiteten, unkritischen Haltung gegenüber den Problemdefinitionen, die von den medizinischen Auftraggebern für die Forschung formuliert worden waren. Anstelle wirklicher Erkenntnis, so Roth, würde der Forscher so lediglich die institutionellen Kategorien und Definitionen rechtfertigen. In dem vorliegenden Beitrag wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Probleme des "management bias" keine exklusive Forschungsproblematik darstellt, sondern sich in analoger Weise auch für die Praxis bzw. Versorgung formulieren läßt. Im Rahmen der technischen Perfektionierung medizinischer Therapie gerät die Persönlichkeit des Patienten zunehmend mehr in den Vordergrund. Das intensiv-medizinische Behandlungsregime produziert, vermittelt über die ihm inhärente (technische) Perfektion, eine Art des "menschlichen Versagens" seitens des Patienten und/oder seines sozialen Kontexts. In dem Maße, wie Psychologie in diesem Behandlungskontext die Gründe für das "Versagen" in der Persönlichkeit des Patienten oder seinem "social support" System sucht, anstatt auf die systematische Wurzel des Versagens Bezug zu nehmen, wiederholt sich auf der Behandlungsebene das aus der Forschung bekannte "management bias", mit dem das institutionelle Interesse, nicht für das Scheitern zur Verantwortung gezogen zu werden, gegenüber dem des Patienten realisiert wird. Die "Dynamik" des "management bias" wird beschrieben und Akzente zu seiner Korrektur formuliert.
Keyword(s)
Patient Persönlichkeit Versagen Management Praxis Forschung Medizinische Behandlung Misserfolg Attribution Klientenmerkmale Medical Treatment (General) Failure Attribution Client CharacteristicsPersistent Identifier
Date of first publication
1990
Publication status
unknown
Review status
unknown
Citation
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39.19907_2_34304.pdf_new.pdfAdobe PDF - 1.33MBMD5: 0373717102390855ed19e5b8c02d0a52
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Author(s) / Creator(s)Ullrich, Gerald
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PsychArchives acquisition timestamp2022-11-22T10:09:49Z
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Made available on2012-02-13
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Made available on2015-12-01T10:32:25Z
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Made available on2022-11-22T10:09:49Z
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Date of first publication1990
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Abstract / DescriptionDer Begriff "management bias" wurde von J. A. Roth (1962) geprägt und diente zur Kennzeichnung einer unter Sozialwissenschaftlern in der Medizin verbreiteten, unkritischen Haltung gegenüber den Problemdefinitionen, die von den medizinischen Auftraggebern für die Forschung formuliert worden waren. Anstelle wirklicher Erkenntnis, so Roth, würde der Forscher so lediglich die institutionellen Kategorien und Definitionen rechtfertigen. In dem vorliegenden Beitrag wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Probleme des "management bias" keine exklusive Forschungsproblematik darstellt, sondern sich in analoger Weise auch für die Praxis bzw. Versorgung formulieren läßt. Im Rahmen der technischen Perfektionierung medizinischer Therapie gerät die Persönlichkeit des Patienten zunehmend mehr in den Vordergrund. Das intensiv-medizinische Behandlungsregime produziert, vermittelt über die ihm inhärente (technische) Perfektion, eine Art des "menschlichen Versagens" seitens des Patienten und/oder seines sozialen Kontexts. In dem Maße, wie Psychologie in diesem Behandlungskontext die Gründe für das "Versagen" in der Persönlichkeit des Patienten oder seinem "social support" System sucht, anstatt auf die systematische Wurzel des Versagens Bezug zu nehmen, wiederholt sich auf der Behandlungsebene das aus der Forschung bekannte "management bias", mit dem das institutionelle Interesse, nicht für das Scheitern zur Verantwortung gezogen zu werden, gegenüber dem des Patienten realisiert wird. Die "Dynamik" des "management bias" wird beschrieben und Akzente zu seiner Korrektur formuliert.de
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Publication statusunknown
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Review statusunknown
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ISSN0032-7034
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Persistent Identifierhttps://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-34304
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Persistent Identifierhttps://hdl.handle.net/20.500.11780/1260
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Persistent Identifierhttps://doi.org/10.23668/psycharchives.11969
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Language of contentdeu
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Is part ofPraxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. - 39.1990, 7, S. 249-254
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Keyword(s)Patientde
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Keyword(s)Persönlichkeitde
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Keyword(s)Versagende
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Keyword(s)Managementde
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Keyword(s)Praxisde
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Keyword(s)Forschungde
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Keyword(s)Medizinische Behandlungde
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Keyword(s)Misserfolgde
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Keyword(s)Attributionde
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Keyword(s)Klientenmerkmalede
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Keyword(s)Medical Treatment (General)en
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Keyword(s)Failureen
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Keyword(s)Attributionen
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Keyword(s)Client Characteristicsen
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Dewey Decimal Classification number(s)150
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TitlePsychosoziale Versorgung in der Medizin: Eine Frage des "management bias"?de
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DRO typearticle
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Visible tag(s)PsyDok
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Visible tag(s)Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie