Report

Anreizsysteme in der Verkehrssicherheitsarbeit : eine Expertenevaluation

Incentive systems to promote traffic safety : an expert evaluation

Author(s) / Creator(s)

Schade, Jens
Kämpfe, Bettina
Kecskés, Márk
Schlag, Bernhard

Abstract / Description

Im Jahr 2002 starben in Deutschland 6 842 Menschen im Straßenverkehr. Obwohl die Anzahl von Getöteten stetig sinkt, sterben und verunfallen immer noch entschieden zu viele Menschen auf den Straßen Deutschlands. Mehr Sicherheit im Straßenverkehr kann zum einen durch die Erhöhung der passiven Sicherheit (Sicherheitssysteme, die bei einem Unfall Verletzungen und Schäden reduzieren sollen, wie Airbag oder Sicherheitsgurt und "Knautschzone", Verbesserung des Rettungswesens) geschaffen werden. Dadurch werden die Unfallfolgen reduziert, Unfälle selbst können nicht verhindert werden. Stellt das Ziel die Unfallvermeidung dar, muss sich der Hauptursache von Unfällen zugewendet werden: (fehlangepasstem) menschlichem Verhalten. So gelten unangepasste Geschwindigkeit, falsche Straßenbenutzung und Fahren unter Alkoholeinfluss als die häufigsten Unfallursachen. Das heißt, um weitere Verbesserungen in der Verkehrsicherheit zu erreichen, muss zukünftig verstärkt das "verkehrssichere" Verhalten der Verkehrsteilnehmer gestärkt werden. Traditionell werden in der Verkehrssicherheitsarbeit v.a. ordnungsrechtliche (z.B. Ge- und Verbote, Verkehrsüberwachung: "Enforcement"), infrastrukturelle und fahrzeugtechnische ("Engineering") sowie Erziehungs- und Aufklärungsmaßnahmen ("Education") eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit, direkt auf sicherheitsrelevantes Fahr- und Mobilitätsverhalten Einfluss zu nehmen, stellen Anreize ("Economy" oder "Encouragement") dar. Eine Verhaltensbeeinflussung über finanzielle Anreize hat sich in verschiedensten Lebensbereichen als sehr effektiv auf kollektiver Ebene erwiesen. Bisher wird dieses Mittel v.a. zur Steuerung der Verkehrsmittelwahl oder zur Reduktion von PKW-Fahrten diskutiert. Zunehmend rückt aber auch die Verkehrssicherheit und damit das konkrete Fahrverhalten in den Blickpunkt. Inzwischen liegen erste Untersuchungen vor, die belegen, dass über finanzielle Anreize "verkehrssicheres" Verhalten (z.B. Gurtanlegen, Fahren unter Alkohol) gefördert werden kann. Als Beispiele werden sowohl Anreize innerhalb als auch außerhalb des Versicherungssystems genannt, wie z.B. Anreize zur Teilnahme an Präventivmaßnahmen (Sicherheitstrainings), Anreize zum Einbau eines Unfalldatenschreibers, fahrerbezogene Versicherungskomponenten (z.B. Bonus-Malus-System, Leistungsausschluss) oder eine Variabilisierung der Versicherungsprämie nach gefahrenen Kilometern (Pay-As-You-Drive). Um die praktischen Realisierungsmöglichkeiten solcher Maßnahmen abschätzen zu können, lauten wichtige Forschungsfragen dazu: · Können Anreize generell einen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit darstellen? Und wenn ja, wie hoch könnte dieser ausfallen? · Welche Anreize können neben finanziellen Anreizen sinnvoll sein? · Welche Anreize sind besonders effektiv? · Sind Nebenwirkungen (negative Seiteneffekte) möglich und wie könnten diese aussehen? · Würden diese Maßnahmen auf Akzeptanz bei den Betroffenen stoßen, so dass eine Umsetzung auch machbar erscheint? Ziel dieses Berichts ist es, eine erste (und deshalb vorläufige) Abschätzung der möglichen Wirksamkeit und Akzeptanz verschiedener anreizbasierter Systeme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu geben. Dazu wurde eine Expertenevaluation mit Verkehrsicherheitsbeauftragten der Berufsgenossenschaften in Deutschland durchgeführt. Obwohl diese Vorgehensweise experimentelle Befunde zur Verhaltenswirksamkeit von Anreizen nicht ersetzen kann, ist es sinnvoll, in einem ersten Zugriff Experten in diesem Bereich zu befragen. Sie erscheinen am besten geeignet, um abzuschätzen, ob und inwieweit die diskutierten Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beitragen können.
Maladaptive and risky behaviour is one of the major reasons for traffic accidents. Traditional measures to influence driving behaviour with respect to traffic safety are legal, pedagogical, vehicle- and road-specific measures. As a further possibility for influencing traffic behaviour fiscal incentives have been put forward. Financial incentives are often discussed as means of altering mobility behaviour like mode choice etc.. In this study the traffic safety effects of various (financial) incentives are evaluated by a group of 39 "traffic experts' (Chairmen for traffic safety issues at German Berufsgenossenschaften). Although such an approach is not able to replace an experimental design, it produce first and useful insights into the traffic safety effects of incentive schemes.

Keyword(s)

Verkehrspsychologie; Verkehrssicherheit; Evaluation; Akzeptanz Anreize Junge Fahrer Mobilität Versicherung Traffic safety incentives young drivers insurance acceptance mobility

Persistent Identifier

Date of first publication

2003

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Schade, Jens
  • Author(s) / Creator(s)
    Kämpfe, Bettina
  • Author(s) / Creator(s)
    Kecskés, Márk
  • Author(s) / Creator(s)
    Schlag, Bernhard
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T11:08:53Z
  • Made available on
    2004-06-22
  • Made available on
    2015-12-01T10:29:57Z
  • Made available on
    2022-11-17T11:08:53Z
  • Date of first publication
    2003
  • Abstract / Description
    Im Jahr 2002 starben in Deutschland 6 842 Menschen im Straßenverkehr. Obwohl die Anzahl von Getöteten stetig sinkt, sterben und verunfallen immer noch entschieden zu viele Menschen auf den Straßen Deutschlands. Mehr Sicherheit im Straßenverkehr kann zum einen durch die Erhöhung der passiven Sicherheit (Sicherheitssysteme, die bei einem Unfall Verletzungen und Schäden reduzieren sollen, wie Airbag oder Sicherheitsgurt und "Knautschzone", Verbesserung des Rettungswesens) geschaffen werden. Dadurch werden die Unfallfolgen reduziert, Unfälle selbst können nicht verhindert werden. Stellt das Ziel die Unfallvermeidung dar, muss sich der Hauptursache von Unfällen zugewendet werden: (fehlangepasstem) menschlichem Verhalten. So gelten unangepasste Geschwindigkeit, falsche Straßenbenutzung und Fahren unter Alkoholeinfluss als die häufigsten Unfallursachen. Das heißt, um weitere Verbesserungen in der Verkehrsicherheit zu erreichen, muss zukünftig verstärkt das "verkehrssichere" Verhalten der Verkehrsteilnehmer gestärkt werden. Traditionell werden in der Verkehrssicherheitsarbeit v.a. ordnungsrechtliche (z.B. Ge- und Verbote, Verkehrsüberwachung: "Enforcement"), infrastrukturelle und fahrzeugtechnische ("Engineering") sowie Erziehungs- und Aufklärungsmaßnahmen ("Education") eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit, direkt auf sicherheitsrelevantes Fahr- und Mobilitätsverhalten Einfluss zu nehmen, stellen Anreize ("Economy" oder "Encouragement") dar. Eine Verhaltensbeeinflussung über finanzielle Anreize hat sich in verschiedensten Lebensbereichen als sehr effektiv auf kollektiver Ebene erwiesen. Bisher wird dieses Mittel v.a. zur Steuerung der Verkehrsmittelwahl oder zur Reduktion von PKW-Fahrten diskutiert. Zunehmend rückt aber auch die Verkehrssicherheit und damit das konkrete Fahrverhalten in den Blickpunkt. Inzwischen liegen erste Untersuchungen vor, die belegen, dass über finanzielle Anreize "verkehrssicheres" Verhalten (z.B. Gurtanlegen, Fahren unter Alkohol) gefördert werden kann. Als Beispiele werden sowohl Anreize innerhalb als auch außerhalb des Versicherungssystems genannt, wie z.B. Anreize zur Teilnahme an Präventivmaßnahmen (Sicherheitstrainings), Anreize zum Einbau eines Unfalldatenschreibers, fahrerbezogene Versicherungskomponenten (z.B. Bonus-Malus-System, Leistungsausschluss) oder eine Variabilisierung der Versicherungsprämie nach gefahrenen Kilometern (Pay-As-You-Drive). Um die praktischen Realisierungsmöglichkeiten solcher Maßnahmen abschätzen zu können, lauten wichtige Forschungsfragen dazu: · Können Anreize generell einen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit darstellen? Und wenn ja, wie hoch könnte dieser ausfallen? · Welche Anreize können neben finanziellen Anreizen sinnvoll sein? · Welche Anreize sind besonders effektiv? · Sind Nebenwirkungen (negative Seiteneffekte) möglich und wie könnten diese aussehen? · Würden diese Maßnahmen auf Akzeptanz bei den Betroffenen stoßen, so dass eine Umsetzung auch machbar erscheint? Ziel dieses Berichts ist es, eine erste (und deshalb vorläufige) Abschätzung der möglichen Wirksamkeit und Akzeptanz verschiedener anreizbasierter Systeme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu geben. Dazu wurde eine Expertenevaluation mit Verkehrsicherheitsbeauftragten der Berufsgenossenschaften in Deutschland durchgeführt. Obwohl diese Vorgehensweise experimentelle Befunde zur Verhaltenswirksamkeit von Anreizen nicht ersetzen kann, ist es sinnvoll, in einem ersten Zugriff Experten in diesem Bereich zu befragen. Sie erscheinen am besten geeignet, um abzuschätzen, ob und inwieweit die diskutierten Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beitragen können.
    de
  • Abstract / Description
    Maladaptive and risky behaviour is one of the major reasons for traffic accidents. Traditional measures to influence driving behaviour with respect to traffic safety are legal, pedagogical, vehicle- and road-specific measures. As a further possibility for influencing traffic behaviour fiscal incentives have been put forward. Financial incentives are often discussed as means of altering mobility behaviour like mode choice etc.. In this study the traffic safety effects of various (financial) incentives are evaluated by a group of 39 "traffic experts' (Chairmen for traffic safety issues at German Berufsgenossenschaften). Although such an approach is not able to replace an experimental design, it produce first and useful insights into the traffic safety effects of incentive schemes.
    en
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-2206
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/144
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.9187
  • Language of content
    deu
  • Keyword(s)
    Verkehrspsychologie; Verkehrssicherheit; Evaluation; Akzeptanz
    de
  • Keyword(s)
    Anreize
    de
  • Keyword(s)
    Junge Fahrer
    de
  • Keyword(s)
    Mobilität
    de
  • Keyword(s)
    Versicherung
    de
  • Keyword(s)
    Traffic safety
    en
  • Keyword(s)
    incentives
    en
  • Keyword(s)
    young drivers
    en
  • Keyword(s)
    insurance
    en
  • Keyword(s)
    acceptance
    en
  • Keyword(s)
    mobility
    en
  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Anreizsysteme in der Verkehrssicherheitsarbeit : eine Expertenevaluation
    de
  • Alternative title
    Incentive systems to promote traffic safety : an expert evaluation
    en
  • DRO type
    report
  • Visible tag(s)
    PsyDok