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Anorexia nervosa -eine therapeutische Beziehungsfalle? - Ein Fazit nach 13 Jahren ambulanter Therapie

Author(s) / Creator(s)

Klessmann, Edda
Klessmann, Horst-Alfred

Abstract / Description

Das "anorektische System", bestehend aus dem Symptomträger und seinen Angehörigen, erfüllt alle Kriterien der von Bateson und seiner Gruppe seinerzeit inaugurierten "Beziehungsfalle" (double-bind) bis zur sogenannten Entscheidungsparalyse in der eine selbst-ständige "Lösung" unmöglich wird. Die wesentlichste anorektische Beziehungsfalle beinhaltet das familiär-interne Gebot, daß ein besonders "gebundenes" Mitglied sich nicht verselbständigen darf, während die für das System nicht weniger verbindlichen" sozial-externen Normen das Gegenteil verlangen. Der Therapeut kann sich der anorektischen Beziehungsfalle (mit den charakteristischen Gut- und Böse-Spaltungen) nicht entziehen; daher die Frage, ob aus dieser Konstellation eine therapeutische Beziehungsfalle zu formen sei. Klinischer vs. ambulanter modus werden in ihren jeweiligen diesbezüglichen (Un-)Möglichkeiten diskutiert. Nach unseren ambulanten Erfahrungen mit bisher 88 Anorexie-Familien haben sich in der (meist unter dem Zeitdruck der schlechten körperlichen Verfassung stehenden) Eingangsphase sowohl strukturelle als auch strategische Elemente der Familientherapie (wie sie z. B kürzlich von Wirsching [1982] verglichen wurden) als unabdingbar erwiesen. In einer weiteren, aufarbeitenden Phase kommen eher die analytische Familientherapie sowie tiefenpsychologisch fundierte Individual-, aber auch Paar-Therapie eines Subsystems (z. B. Katathymes Bilderleben der Mutter-Tochter-Dyade) zum Zuge. Dieser "multifaktorielle" Ansatz scheint uns bei dem komplexen Geschehen der Anorexia nervosa unumgänglich. Wir können aber nicht bestätigen, daß, - insbesondere bei ausgeprägten und chronischen Fallen - nur wenige Familien-Sitzungen eine echte "Heilung" bewirken. Das Bemühen dieser Darstellung gilt einer Synopsis intrastruktureller und interaktioneller Modelle, die durch Vorstellungen aus dem Katathymen Bilderleben einer Kranken anschaulich gemacht werden.

Keyword(s)

Patient Familie Therapeut Anorexia nervosa Double-bind-Hypothese Familientherapie Individualtherapie Paartherapie Anorexia Nervosa Doppelbindungsbeziehung Psychotherapeutische Prozesse Integrative Psychotherapie Kommunikationstheorie Familientherapie Anorexia Nervosa Double Bind Interaction Psychotherapeutic Processes Integrative Psychotherapy Communication Theory Family Therapy

Persistent Identifier

Date of first publication

1983

Publication status

unknown

Review status

unknown

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Klessmann, Edda
  • Author(s) / Creator(s)
    Klessmann, Horst-Alfred
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-22T06:40:04Z
  • Made available on
    2011-11-22
  • Made available on
    2015-12-01T10:32:54Z
  • Made available on
    2022-11-22T06:40:04Z
  • Date of first publication
    1983
  • Abstract / Description
    Das "anorektische System", bestehend aus dem Symptomträger und seinen Angehörigen, erfüllt alle Kriterien der von Bateson und seiner Gruppe seinerzeit inaugurierten "Beziehungsfalle" (double-bind) bis zur sogenannten Entscheidungsparalyse in der eine selbst-ständige "Lösung" unmöglich wird. Die wesentlichste anorektische Beziehungsfalle beinhaltet das familiär-interne Gebot, daß ein besonders "gebundenes" Mitglied sich nicht verselbständigen darf, während die für das System nicht weniger verbindlichen" sozial-externen Normen das Gegenteil verlangen. Der Therapeut kann sich der anorektischen Beziehungsfalle (mit den charakteristischen Gut- und Böse-Spaltungen) nicht entziehen; daher die Frage, ob aus dieser Konstellation eine therapeutische Beziehungsfalle zu formen sei. Klinischer vs. ambulanter modus werden in ihren jeweiligen diesbezüglichen (Un-)Möglichkeiten diskutiert. Nach unseren ambulanten Erfahrungen mit bisher 88 Anorexie-Familien haben sich in der (meist unter dem Zeitdruck der schlechten körperlichen Verfassung stehenden) Eingangsphase sowohl strukturelle als auch strategische Elemente der Familientherapie (wie sie z. B kürzlich von Wirsching [1982] verglichen wurden) als unabdingbar erwiesen. In einer weiteren, aufarbeitenden Phase kommen eher die analytische Familientherapie sowie tiefenpsychologisch fundierte Individual-, aber auch Paar-Therapie eines Subsystems (z. B. Katathymes Bilderleben der Mutter-Tochter-Dyade) zum Zuge. Dieser "multifaktorielle" Ansatz scheint uns bei dem komplexen Geschehen der Anorexia nervosa unumgänglich. Wir können aber nicht bestätigen, daß, - insbesondere bei ausgeprägten und chronischen Fallen - nur wenige Familien-Sitzungen eine echte "Heilung" bewirken. Das Bemühen dieser Darstellung gilt einer Synopsis intrastruktureller und interaktioneller Modelle, die durch Vorstellungen aus dem Katathymen Bilderleben einer Kranken anschaulich gemacht werden.
    de
  • Publication status
    unknown
  • Review status
    unknown
  • ISSN
    0032-7034
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-29990
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/1620
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.11179
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. - 32. 1983, 7, S. 237-245
  • Keyword(s)
    Patient
    de
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    Familie
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    Therapeut
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    Psychotherapeutische Prozesse
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    Familientherapie
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    Anorexia Nervosa
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    Integrative Psychotherapy
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Anorexia nervosa -eine therapeutische Beziehungsfalle? - Ein Fazit nach 13 Jahren ambulanter Therapie
    de
  • DRO type
    article
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie