Article

Interkulturelle Konflikte bei 10-18jährigen Mädchen türkischer Herkunft

Author(s) / Creator(s)

Dittmann, R. W.
Kröning-Hammer, A.

Abstract / Description

Im Anschluß an eine Übersicht über Sozialisationsbedingungen türkischer weiblicher Jugendlicher in ihrem Heimatland und in der BRD wird anhand von Akten eine Problemanalyse von 18 psychisch bzw psychosomatisch erkrankten Patientinnen zweier kinder- und jugendpsychiatrischer Abteilungen berichtet. Starke Einschränkungen der Gleichaltrigenkontakte und Anbindung an das Elternhaus waren bestimmt von den traditionellen Vorstellungen der Eltern über die Rolle der Frau und die Virginität bis zur Ehe. Isolation, Langeweile und zum Teil Schwärmereien kennzeichneten die Empfindungen der Mädchen. Schulleistungsprobleme oder unbefriedigte sexuelle Wünsche spielten eine zu vernachlässigende Rolle. Ein unerwartet großer Anteil (> 39%) strebte entgegen den Bleibeabsichten der Eltern in die Türkei zurück, wo klarere Lebensbedingungen auch mehr Freiräume in der Frauengemeinschaft beinhalteten. Weiterhin imponierte die große Anzahl (> 60%) instabiler Familien und Ehebeziehungen. Offensichtlich waren in diesen Familien protektive Funktionen reduziert, welche entscheidend dazu beitragen können, Anpassungsprozesse im Rahmen der Migration zu bewältigen und stabile Identitätsentwicklungen unter interkulturellen Lebensbedingungen zu ermöglichen. Wegen starker Rückzugstendenzen der Familien - auch gegenüber türkischen Fachleuten - sowie ausgeprägten Ängsten der Mädchen vor stärkeren Restriktionen blieben die Behandlungsmöglichkeiten zumeist auf kurzfristige supportive Maßnahmen beschränkt. Empfehlungen für ein generelles Vorgehen konnten nicht abgeleitet werden. Eine große Dunkelziffer wird vermutet.

Keyword(s)

Mädchen Familie Türkei Herkunft Tradition Ehe Soziale Integration Psychotherapie Psychosomatik Transkulturelle Psychiatrie Frauen Psychotherapie Kulturelle Assimilation Familienstruktur Fallbericht Transcultural Psychiatry Human Females Psychotherapy Acculturation Family Structure Case Report

Persistent Identifier

Date of first publication

1986

Publication status

unknown

Review status

unknown

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Dittmann, R. W.
  • Author(s) / Creator(s)
    Kröning-Hammer, A.
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-21T17:10:40Z
  • Made available on
    2011-12-12
  • Made available on
    2015-12-01T10:33:04Z
  • Made available on
    2022-11-21T17:10:40Z
  • Date of first publication
    1986
  • Abstract / Description
    Im Anschluß an eine Übersicht über Sozialisationsbedingungen türkischer weiblicher Jugendlicher in ihrem Heimatland und in der BRD wird anhand von Akten eine Problemanalyse von 18 psychisch bzw psychosomatisch erkrankten Patientinnen zweier kinder- und jugendpsychiatrischer Abteilungen berichtet. Starke Einschränkungen der Gleichaltrigenkontakte und Anbindung an das Elternhaus waren bestimmt von den traditionellen Vorstellungen der Eltern über die Rolle der Frau und die Virginität bis zur Ehe. Isolation, Langeweile und zum Teil Schwärmereien kennzeichneten die Empfindungen der Mädchen. Schulleistungsprobleme oder unbefriedigte sexuelle Wünsche spielten eine zu vernachlässigende Rolle. Ein unerwartet großer Anteil (> 39%) strebte entgegen den Bleibeabsichten der Eltern in die Türkei zurück, wo klarere Lebensbedingungen auch mehr Freiräume in der Frauengemeinschaft beinhalteten. Weiterhin imponierte die große Anzahl (> 60%) instabiler Familien und Ehebeziehungen. Offensichtlich waren in diesen Familien protektive Funktionen reduziert, welche entscheidend dazu beitragen können, Anpassungsprozesse im Rahmen der Migration zu bewältigen und stabile Identitätsentwicklungen unter interkulturellen Lebensbedingungen zu ermöglichen. Wegen starker Rückzugstendenzen der Familien - auch gegenüber türkischen Fachleuten - sowie ausgeprägten Ängsten der Mädchen vor stärkeren Restriktionen blieben die Behandlungsmöglichkeiten zumeist auf kurzfristige supportive Maßnahmen beschränkt. Empfehlungen für ein generelles Vorgehen konnten nicht abgeleitet werden. Eine große Dunkelziffer wird vermutet.
    de
  • Publication status
    unknown
  • Review status
    unknown
  • ISSN
    0032-7034
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-31682
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/1788
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.11040
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. - 35. 1986, 5, S. 170-177
  • Keyword(s)
    Mädchen
    de
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    Familie
    de
  • Keyword(s)
    Türkei
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    Herkunft
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    Psychosomatik
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    Psychotherapie
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    Kulturelle Assimilation
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    Fallbericht
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    Family Structure
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    Case Report
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Interkulturelle Konflikte bei 10-18jährigen Mädchen türkischer Herkunft
    de
  • DRO type
    article
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie