Kontrolliertes und interaktives Blutdruck-Monitoring : neue Strategien und Ergebnisse
Author(s) / Creator(s)
Fahrenberg, Jochen
Foerster, Friedrich
Abstract / Description
In diesem Forschungsbericht werden drei neue Strategien zur Untersuchung des Blutdruckverhaltens dargestellt. Diese Untersuchungen schließen sich an frühere Forschungsarbeiten zur Psychophysiologie des Blutdruckverhaltens im Labor und unter Alltagsbedingungen an. Die neuen Strategien haben das Ziel, differenziertere Untersuchungsansätze zu ermöglichen als es häufig in der pauschalen Stress-Hypothese der Blutdruckreaktivität formuliert wurde. Diese Differenzierungen sind in verschiedener Hinsicht möglich. Sie sollen die Methodik des psychophysiologischen ambulanten Monitoring weiterentwickeln.
Emotional bedingte und metabolisch, d. h. vor allem durch die Bewegungsaktivität
bedingte Blutdruckreaktionen müssen unterschieden werden. Dies ist eine zentrale Anforderung an psychophysiologische Analysen. In den letzten Jahren hat es bei der Messung von Bewegungsaktivität wesentliche Fortschritte in der Sensortechnik und in der Auswertungssoftware gegeben. Die hier entwickelte Methodik der multiplen, kalibrierten Akzelerometrie ermöglicht eine zuverlässige Aussage über die Körperposition und die Bewegungsaktivität unter Alltagsbedingungen. Die durch körperliche Bewegungsaktivität verursachten Anteile an den Veränderungen der Herzfrequenz (bzw. des Blutdrucks) können durch online-Auswertung erkannt und auspartialisiert werden. Im interaktiven Monitoring wird beim Eintreten einer deutlichen, "emotional" bedingten Änderung der "additional heart rate" der hand-held PC PSION aktiviert, um ein Selbstprotokoll zu erhalten.
Psychologische Daten können mit hand-held PC aktue ller und technisch zuverlässiger erhoben werden als durch nachträgliche Fragebogen oder Interviews. Zu diesen Selbstprotokollen gehören Angaben über das Setting (Ort, Tätigkeit, sozialer Kontext) und Einstufungen des Befindens sowie Hinweise auf wichtige Ereignisse. Durch kontinuierliche Messung des Finger-Blutdrucks kann die Blutdruckdynamik besser erfasst werden als durch das übliche Monitoring mit Meßintervallen von 15 oder 20 Minuten. Dabei sind jedoch wegen der geringeren Meßgenauigkeit der Methode zusätzliche Kontrollen einschließlich der Bewegungsaktivität notwendig.
In drei Teilstudien wurden diese neuen Strategien erprobt. Das von Myrtek et al. (1988) entwickelte Verfahren zur Messung der primär durch emotionale und mentale Belastung bedingten "additional heart rate" AHR wurde für den VITAPORT/VARIOPORT Rekorder adaptiert und weiterentwickelt. Diese Methodik wurde in zwei Monitoringstudien für die psychophysiologische Blutdruckforschung eingesetzt.
In der ersten von zwei Monitoringstudie wurden 40 normotone Untersuchungsteilnehmer durchschnittlich 20 Stunden registriert. Bei einer Zunahme der "additional heart rate" (und bestimmten Randbedingungen) wurde eine Blutdruckmessung ausgelöst und der hand-held PC PSION für eine Abfrage aktiviert. Es wurde erwartet, das während eines Action-Films im Vergleich zum ruhigen Aufenthalt in einem Lesesaal stärkere Blutdruckreaktionen erfasst werden könnten. Das Ergebnis war zwiespältig. Die Methodik war hinsichtlich der online-Auswertung der "additional heart rate" AHR und der Detektion von Bewegung und Körperlage erfolgreich. Auch die Anwendung der AHR zur Triggerung von Blutdruckmessungen und Selbstprotokollen war technisch und methodisch erfolgreich, empirisch jedoch unergiebig.
Der Action-Film wirkte sich zwar psychologisch auf das Befinden aus, doch waren
die kardiovaskulären Effekte nur minimal. Tatsächlich gab es einen sehr signifikant höheren Wert der "additional heart rate" während des Action-Films. Die Blutdruck-Reaktionen (Effektgrößen der Bedingungsvariation) waren hier jedoch zu gering, um das System auch im Hinblick auf die mit der AHR wahrscheinlich assoziierten Blutdruck-Reaktionen überzeugend prüfen zu können.
Dieser Untersuchungsansatz wurde in der zweiten Monitoringstudie durch das
PORTAPRES-System erweitert, um den kontinuierlich gemessenen Finger-Blutdruck
hinsichtlich des "additional systolic blood pressure" ASBP analysieren zu können. Pilotstudien an fünf Teilnehmern mit einem Monitoring von ca. 5 Stunden zeigten, dass auch diese anspruchsvollere Methodik im Prinzip anwendbar ist. Sie vermittelt einen differenzierten Einblick in die Dynamik des Blutdruckverhaltens.
Die Methodik des Blutdruckvideo wurde entwickelt, um das Blutdruckverhalten von
Patienten mit Hypertonie während eines psychosomatisch orientierten Interviews zusammen mit dem Interviewinhalten aufnehmen zu können. Dieses Blutdruckvideo wird zur eingehenden Besprechung der auslösenden Bedingungen von intensiven Blutdruckreaktionen verwendet — im Sinne einer Symptom-Kontext-Analyse. In einem Kontrollgruppen-Plan werden zur Zeit weitere Patienten im Verlauf eines stationären Rehabilitationsverfahrens untersucht.
Keyword(s)
Psychologie Psychophysiologie Blutdruck Monitoring Blutdruck Computeranwendungen Datensammlung Selbstbeobachtung (Verhaltensmodifikation) Strategien Blood Pressure Computer Applications Data Collection Self Monitoring StrategiesPersistent Identifier
Date of first publication
2002
Is part of series
Forschungsberichte des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau;155
Citation
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Author(s) / Creator(s)Fahrenberg, Jochen
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Author(s) / Creator(s)Foerster, Friedrich
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PsychArchives acquisition timestamp2022-11-17T11:00:40Z
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Made available on2004-12-14
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Made available on2015-12-01T10:30:02Z
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Made available on2022-11-17T11:00:40Z
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Date of first publication2002
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Abstract / DescriptionIn diesem Forschungsbericht werden drei neue Strategien zur Untersuchung des Blutdruckverhaltens dargestellt. Diese Untersuchungen schließen sich an frühere Forschungsarbeiten zur Psychophysiologie des Blutdruckverhaltens im Labor und unter Alltagsbedingungen an. Die neuen Strategien haben das Ziel, differenziertere Untersuchungsansätze zu ermöglichen als es häufig in der pauschalen Stress-Hypothese der Blutdruckreaktivität formuliert wurde. Diese Differenzierungen sind in verschiedener Hinsicht möglich. Sie sollen die Methodik des psychophysiologischen ambulanten Monitoring weiterentwickeln. Emotional bedingte und metabolisch, d. h. vor allem durch die Bewegungsaktivität bedingte Blutdruckreaktionen müssen unterschieden werden. Dies ist eine zentrale Anforderung an psychophysiologische Analysen. In den letzten Jahren hat es bei der Messung von Bewegungsaktivität wesentliche Fortschritte in der Sensortechnik und in der Auswertungssoftware gegeben. Die hier entwickelte Methodik der multiplen, kalibrierten Akzelerometrie ermöglicht eine zuverlässige Aussage über die Körperposition und die Bewegungsaktivität unter Alltagsbedingungen. Die durch körperliche Bewegungsaktivität verursachten Anteile an den Veränderungen der Herzfrequenz (bzw. des Blutdrucks) können durch online-Auswertung erkannt und auspartialisiert werden. Im interaktiven Monitoring wird beim Eintreten einer deutlichen, "emotional" bedingten Änderung der "additional heart rate" der hand-held PC PSION aktiviert, um ein Selbstprotokoll zu erhalten. Psychologische Daten können mit hand-held PC aktue ller und technisch zuverlässiger erhoben werden als durch nachträgliche Fragebogen oder Interviews. Zu diesen Selbstprotokollen gehören Angaben über das Setting (Ort, Tätigkeit, sozialer Kontext) und Einstufungen des Befindens sowie Hinweise auf wichtige Ereignisse. Durch kontinuierliche Messung des Finger-Blutdrucks kann die Blutdruckdynamik besser erfasst werden als durch das übliche Monitoring mit Meßintervallen von 15 oder 20 Minuten. Dabei sind jedoch wegen der geringeren Meßgenauigkeit der Methode zusätzliche Kontrollen einschließlich der Bewegungsaktivität notwendig. In drei Teilstudien wurden diese neuen Strategien erprobt. Das von Myrtek et al. (1988) entwickelte Verfahren zur Messung der primär durch emotionale und mentale Belastung bedingten "additional heart rate" AHR wurde für den VITAPORT/VARIOPORT Rekorder adaptiert und weiterentwickelt. Diese Methodik wurde in zwei Monitoringstudien für die psychophysiologische Blutdruckforschung eingesetzt. In der ersten von zwei Monitoringstudie wurden 40 normotone Untersuchungsteilnehmer durchschnittlich 20 Stunden registriert. Bei einer Zunahme der "additional heart rate" (und bestimmten Randbedingungen) wurde eine Blutdruckmessung ausgelöst und der hand-held PC PSION für eine Abfrage aktiviert. Es wurde erwartet, das während eines Action-Films im Vergleich zum ruhigen Aufenthalt in einem Lesesaal stärkere Blutdruckreaktionen erfasst werden könnten. Das Ergebnis war zwiespältig. Die Methodik war hinsichtlich der online-Auswertung der "additional heart rate" AHR und der Detektion von Bewegung und Körperlage erfolgreich. Auch die Anwendung der AHR zur Triggerung von Blutdruckmessungen und Selbstprotokollen war technisch und methodisch erfolgreich, empirisch jedoch unergiebig. Der Action-Film wirkte sich zwar psychologisch auf das Befinden aus, doch waren die kardiovaskulären Effekte nur minimal. Tatsächlich gab es einen sehr signifikant höheren Wert der "additional heart rate" während des Action-Films. Die Blutdruck-Reaktionen (Effektgrößen der Bedingungsvariation) waren hier jedoch zu gering, um das System auch im Hinblick auf die mit der AHR wahrscheinlich assoziierten Blutdruck-Reaktionen überzeugend prüfen zu können. Dieser Untersuchungsansatz wurde in der zweiten Monitoringstudie durch das PORTAPRES-System erweitert, um den kontinuierlich gemessenen Finger-Blutdruck hinsichtlich des "additional systolic blood pressure" ASBP analysieren zu können. Pilotstudien an fünf Teilnehmern mit einem Monitoring von ca. 5 Stunden zeigten, dass auch diese anspruchsvollere Methodik im Prinzip anwendbar ist. Sie vermittelt einen differenzierten Einblick in die Dynamik des Blutdruckverhaltens. Die Methodik des Blutdruckvideo wurde entwickelt, um das Blutdruckverhalten von Patienten mit Hypertonie während eines psychosomatisch orientierten Interviews zusammen mit dem Interviewinhalten aufnehmen zu können. Dieses Blutdruckvideo wird zur eingehenden Besprechung der auslösenden Bedingungen von intensiven Blutdruckreaktionen verwendet — im Sinne einer Symptom-Kontext-Analyse. In einem Kontrollgruppen-Plan werden zur Zeit weitere Patienten im Verlauf eines stationären Rehabilitationsverfahrens untersucht.de
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Persistent Identifierhttps://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-4250
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Persistent Identifierhttps://hdl.handle.net/20.500.11780/184
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Persistent Identifierhttps://doi.org/10.23668/psycharchives.8821
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Language of contentdeu
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Is part ofForschungsberichte des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Nr. 155
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Is part of seriesForschungsberichte des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau;155
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Keyword(s)Psychologiede
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Keyword(s)Psychophysiologiede
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Keyword(s)Blutdruckde
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Keyword(s)Monitoringde
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Keyword(s)Blutdruckde
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Keyword(s)Computeranwendungende
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Keyword(s)Computer Applicationsen
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Dewey Decimal Classification number(s)150
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TitleKontrolliertes und interaktives Blutdruck-Monitoring : neue Strategien und Ergebnissede
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DRO typereport
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Visible tag(s)PsyDok
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Visible tag(s)Forschungsberichte des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau