Ein sehr spezieller Freund: Der imaginäre Gefährte

Obwohl imaginäre Gefährten vergleichsweise häufig im Kindes- und Jugendalter zu beobachten sind, liegt bislang nur wenig systematische Forschung zur Funktion und Bedeutung dieses Phänomens vor. Überlegungen zur Psychopathologie stehen im Vordergrund. Der vorliegende Beitrag gibt zunächst einen Überblick über den Forschungsstand und stellt fünf verschiedene Funktionen dar, die imaginäre Gefährten im Leben von Kindern und Jugendlichen haben können. Er arbeitet dann wesentliche entwicklungspsychologische Veränderungen im Kindes- und Jugendalter heraus, die verdeutlichen, daß in den einzelnen Altersstufen unterschiedlich gute Voraussetzungen für die Konstruktion eines imaginären Gefährten vorliegen. Ein Vergleich mit der Entwicklung altersgemäßer realer Freundschaftsbeziehungen unterstreicht die positive, entwicklungsfördernde Funktion dieser Konstruktion.

Imaginary companions are common in childhood and adolescence. However, little research has been conducted on this phenomenon, and the significance and functions of imaginary companions remain poorly understood. Conceptions about the psychopathological consequences of having an imaginary companion predominate. This contribution provides an overview of the current state of research and an analysis of five different functions a child's or adolescent's imaginary companion may fulfill. Developmental changes in reality-testing, fantasies, and creativity are linked with this phenomenon as are changes in socio-emotional development and in friendship conceptions. The positive, stimulating function of an imaginary companion for further development is emphasized.