Article

Gesprächsmanagement bei gesunden, neurotischen und schizophrenen Jugendlichen

Characteristics of communication of schizophrenic, neurotic, and healthy adolescents

Author(s) / Creator(s)

Wiemer, Petra
Bunk, Detlef
Eggers, Christian

Abstract / Description

Zahlreiche Autoren gehen davon aus, daß Schizophrene ihre Äußerungen häufig nicht nach den Bedürfnissen des Hörers gestalten. Erstaunlicherweise ist die Zahl empirischer Sprachanalysen bei schizophrenen Patienten im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie sehr gering. Die Protokolle verbalen und nonverbalen Kommunikationsverhaltens aus einem Problemlöseexperiment mit schizophrenen, neurotischen und gesunden Jugendlichen (je n=10) wurden mit einer Inhaltsanalyse ausgewertet. Mehrere sprachliche Variablen wurden als Indikatoren für das Gesprächsmanagement (GM) und mögliche Kommunikatonsstörungen (KS) analysiert: Erstens Sprecher- und Hörersignale (Äußerungen des Sprechers oder Hörers mit dialogsteuernder und -erhaltender Funktion), Blickkontakt sowie gestischer Kontakt zum Versuchsleiter (Vl) als Zeichen für das Gesprächsmanagement (GM), zweitens artikulatorisch unverständliche Äußerungen der Versuchsperson (Vp) und Selektion (Nichtberücksichtigung von Redebeiträgen des Sprechers durch den Hörer) als Anzeichen für Kommunikationsstörungen (KS). Neurotische Versuchspersonen gebrauchen signifikant die meisten Sprechersignale. Der Versuchsleiter verwendet in Dialogen mit neurotischen und schizophrenen Versuchspersonen signifikant mehr Hörersignale als bei gesunden Versuchspersonen. Bei neurotischen Versuchspersonen benutzt er zudem signifikant mehr Sprechersignale als bei gesunden. Schizophrene Versuchspersonen mißachten tendentiell häufiger als gesunde die Redebeiträge des Gesprächspartners. Auch der Versuchsleiter übergeht bei schizophrenen die Redebeiträge häufiger als bei gesunden Versuchspersonen. Obwohl für den Versuchsleiter die kommunikative Rolle sehr restriktiv definiert worden war, nahm die Intensität der Kommunikation in Versuchssituationen mit neurotischen Versuchspersonen zu. Die Kommunikation in der Gruppe der schizophenen Versuchspersonen war durch häufige Kommunikationsstörungen charakterisiert, da sie häufig die Gesprächsbeiträge des Versuchsleiters mißachteten.
Research on communication skills in psychotic patients demonstrates that in dialogues schizophrenics neglect the needs of the listener. There are only few linguistic studies which investigate the speech of schizophrenic children and adolescents. The verbal and non-verbal communication of schizophrenic, neurotic, and healthy adolescents during a problem solving situation was transcribed and compared by a content analysis. The transripts were screened for dialogue control and communication disturbance of verbal/nonverbal activities of the speaker and listener: Dialogue control was defined by the variables signals of the speaker or signals of hearer and eye or body contact of the test person to the experimenter. Communication disturbance was defined as the amount of incomprehensible articulation and selections. Neurotic test persons produce the highest signals of speaker rate. In dialogues with neurotic and schizophrenic test persons the experimenter uses more signals of hearer than in dialogues with healthy test persons. In dialogues with neurotic test persons the experimenter shows more signals of the speaker than in dialogues with healthy test persons. Schizophrenics neglect more often the statements of the experimenter than in other dialogues and vice versa. Although the experimenter was instructed to restricted verbal behavior the communication intensifyed in the neurotic group. The communication in the schizophrenic group was characterized by frequent communication disturbance.

Keyword(s)

Interpersonale Kommunikation Interaktion Schizophrenie Neurose Kommunikationsstörung Interpersonale Interaktion Interpersonale Kommunikation Schizophrenie Neurose Kommunikationsstörungen Verbale Kommunikation Interpersonal Interaction Interpersonal Communication Schizophrenia Neurosis Communication Disorders Verbal Communication

Persistent Identifier

Date of first publication

2001

Publication status

unknown

Review status

unknown

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Wiemer, Petra
  • Author(s) / Creator(s)
    Bunk, Detlef
  • Author(s) / Creator(s)
    Eggers, Christian
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-22T09:36:08Z
  • Made available on
    2013-01-22
  • Made available on
    2015-12-01T10:33:53Z
  • Made available on
    2022-11-22T09:36:08Z
  • Date of first publication
    2001
  • Abstract / Description
    Zahlreiche Autoren gehen davon aus, daß Schizophrene ihre Äußerungen häufig nicht nach den Bedürfnissen des Hörers gestalten. Erstaunlicherweise ist die Zahl empirischer Sprachanalysen bei schizophrenen Patienten im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie sehr gering. Die Protokolle verbalen und nonverbalen Kommunikationsverhaltens aus einem Problemlöseexperiment mit schizophrenen, neurotischen und gesunden Jugendlichen (je n=10) wurden mit einer Inhaltsanalyse ausgewertet. Mehrere sprachliche Variablen wurden als Indikatoren für das Gesprächsmanagement (GM) und mögliche Kommunikatonsstörungen (KS) analysiert: Erstens Sprecher- und Hörersignale (Äußerungen des Sprechers oder Hörers mit dialogsteuernder und -erhaltender Funktion), Blickkontakt sowie gestischer Kontakt zum Versuchsleiter (Vl) als Zeichen für das Gesprächsmanagement (GM), zweitens artikulatorisch unverständliche Äußerungen der Versuchsperson (Vp) und Selektion (Nichtberücksichtigung von Redebeiträgen des Sprechers durch den Hörer) als Anzeichen für Kommunikationsstörungen (KS). Neurotische Versuchspersonen gebrauchen signifikant die meisten Sprechersignale. Der Versuchsleiter verwendet in Dialogen mit neurotischen und schizophrenen Versuchspersonen signifikant mehr Hörersignale als bei gesunden Versuchspersonen. Bei neurotischen Versuchspersonen benutzt er zudem signifikant mehr Sprechersignale als bei gesunden. Schizophrene Versuchspersonen mißachten tendentiell häufiger als gesunde die Redebeiträge des Gesprächspartners. Auch der Versuchsleiter übergeht bei schizophrenen die Redebeiträge häufiger als bei gesunden Versuchspersonen. Obwohl für den Versuchsleiter die kommunikative Rolle sehr restriktiv definiert worden war, nahm die Intensität der Kommunikation in Versuchssituationen mit neurotischen Versuchspersonen zu. Die Kommunikation in der Gruppe der schizophenen Versuchspersonen war durch häufige Kommunikationsstörungen charakterisiert, da sie häufig die Gesprächsbeiträge des Versuchsleiters mißachteten.
    de
  • Abstract / Description
    Research on communication skills in psychotic patients demonstrates that in dialogues schizophrenics neglect the needs of the listener. There are only few linguistic studies which investigate the speech of schizophrenic children and adolescents. The verbal and non-verbal communication of schizophrenic, neurotic, and healthy adolescents during a problem solving situation was transcribed and compared by a content analysis. The transripts were screened for dialogue control and communication disturbance of verbal/nonverbal activities of the speaker and listener: Dialogue control was defined by the variables signals of the speaker or signals of hearer and eye or body contact of the test person to the experimenter. Communication disturbance was defined as the amount of incomprehensible articulation and selections. Neurotic test persons produce the highest signals of speaker rate. In dialogues with neurotic and schizophrenic test persons the experimenter uses more signals of hearer than in dialogues with healthy test persons. In dialogues with neurotic test persons the experimenter shows more signals of the speaker than in dialogues with healthy test persons. Schizophrenics neglect more often the statements of the experimenter than in other dialogues and vice versa. Although the experimenter was instructed to restricted verbal behavior the communication intensifyed in the neurotic group. The communication in the schizophrenic group was characterized by frequent communication disturbance.
    en
  • Publication status
    unknown
  • Review status
    unknown
  • ISSN
    0032-7034
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-42745
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/2523
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.11833
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. - 50.2001, 1, S. 16-30
  • Keyword(s)
    Interpersonale Kommunikation
    de
  • Keyword(s)
    Interaktion
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    Schizophrenie
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    Neurose
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    Interpersonale Interaktion
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    Interpersonale Kommunikation
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    Kommunikationsstörungen
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    Verbale Kommunikation
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    Interpersonal Interaction
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  • Keyword(s)
    Interpersonal Communication
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    Schizophrenia
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    Neurosis
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  • Keyword(s)
    Communication Disorders
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  • Keyword(s)
    Verbal Communication
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Gesprächsmanagement bei gesunden, neurotischen und schizophrenen Jugendlichen
    de
  • Alternative title
    Characteristics of communication of schizophrenic, neurotic, and healthy adolescents
    en
  • DRO type
    article
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie