Entwicklung interpersonaler Verantwortlichkeit und interpersonaler Schuld. Projektantrag an die Stiftung Volkswagenwerk.
Author(s) / Creator(s)
Montada, Leo
Abstract / Description
Wertüberzeugungen und Schuld: Zur Beantwortung der Frage, wel-
che Wertüberzeugungen eine Person als verpflichtend erlebt, sind drei prinzipiell verschiedene Zugangswege vorgeschlagen worden. Man kann (a) die Wertüberzeugungen direkt erfragen, man kann (b) sie aus dem Verhalten einer Person oder (c) aus deren Bewertungen eigenen oder fremden Verhaltens erschließen.
Das Erleben von Schuld (antizipatorisch oder aktuell) wird üblicherweise als gefühlsmäßige Bewertung eigenen Verhaltens und als Indiz für die Verletzung einer internalisierten Norm angesehen. Voraussetzung für Schulderleben ist das Erkennen einer Verantwortlichkeit für die Verletzung einer Norm. Für die emotionale Bewertung von Normverletzungen sind die Konzepte Schuld, Scham
und Strafangst unterschieden worden. Wir schlagen vor, das Konzept interpersonale Schuld für jene Fälle zu reservieren, in denen andere Menschen durch Mißachtung persönlicher ("internalisierter") Normen gefährdet, beeinträchtigt oder verletzt werden
(zum Überblick: MONTADA 1978).
Die Rolle der Verantwortlichkeit im Erleben von Schuld: Die Bewertung eigenen und fremden Verhaltens wird wesentlich durch
das Erleben und durch die Zuschreibung von Verantwortlichkeit bestimmt. Stolz und Scham, Schuld und Mitleid, Schuldspruch und Freispruch setzen Überzeugungen bezüglich der Verantwortlichkeit für Handlungsausgänge oder Verhaltensfolgen voraus.
Lange Zeit war das Stichwort "Verantwortlichkeit" in der empirisch-psychologischen Forschung nur spärlich vertreten. In den letzten Jahren hat sich das geändert. Vor allem im Zusammenhang mit Ursachenerklärungen von Handlungsausgängen (HECKHAUSEN 1980)
und generalisierten Kontrollüberzeugungen ("Selbstverantwortlichkeit", vgl. SCHNEEWIND 1980) wurden einschlägige Konzepte entwickelt. Die Probleme strafrechtlicher Verantwortlichkeit und Schuldfähigkeit blieben eine Domäne anderer Disziplinen wie Kriminologie und Psychiatrie (MONTADA 1981, SCHREIBER 1977, THOMAE
& SCHMIDT 1968).
Interpersonale Verantwortlichkeit: Von der Verantwortlichkeit für Handlungsausgänge, die eine Voraussetzung für das Erleben
von Schuld darstellt, heben wir den Begriff der interpersonalen
Verantwortlichkeit ab, also Verantwortlichkeit für andere, die bislang fast ausschließlich in der Forschung zum prosozialen Verhalten konzeptualisiert worden ist. Soziale Verantwortung, Abhängigkeit und Verantwortung, Verneinung und Abwehr der Verantwortlichkeit, Diffusion und Konzentration erlebter Verantwortlichkeit sind einige der Konstrukte, die erste erfahrungswissenschaftliche Bewährungsproben bestanden haben. Wir kennen heute eine ganze Reihe situationaler Determinanten und einige personspezifische Voraussetzungen (BIERHOFF 1980, SCHWARTZ 1977, STAUB
1979). Die Bereiche Verantwortlichkeit gegenüber den eigenen Eltern und Verantwortlichkeit gegenüber unbekannt bleibenden Fremden wurden bislang in der Forschung kaum thematisiert.
Keyword(s)
Sozialpsychologie; GerechtigkeitspsychologiePersistent Identifier
Date of first publication
1981
Is part of series
Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"; 008
Citation
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Author(s) / Creator(s)Montada, Leo
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PsychArchives acquisition timestamp2022-11-17T11:00:21Z
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Made available on2006-02-03
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Made available on2015-12-01T10:30:13Z
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Made available on2022-11-17T11:00:21Z
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Date of first publication1981
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Abstract / DescriptionWertüberzeugungen und Schuld: Zur Beantwortung der Frage, wel- che Wertüberzeugungen eine Person als verpflichtend erlebt, sind drei prinzipiell verschiedene Zugangswege vorgeschlagen worden. Man kann (a) die Wertüberzeugungen direkt erfragen, man kann (b) sie aus dem Verhalten einer Person oder (c) aus deren Bewertungen eigenen oder fremden Verhaltens erschließen. Das Erleben von Schuld (antizipatorisch oder aktuell) wird üblicherweise als gefühlsmäßige Bewertung eigenen Verhaltens und als Indiz für die Verletzung einer internalisierten Norm angesehen. Voraussetzung für Schulderleben ist das Erkennen einer Verantwortlichkeit für die Verletzung einer Norm. Für die emotionale Bewertung von Normverletzungen sind die Konzepte Schuld, Scham und Strafangst unterschieden worden. Wir schlagen vor, das Konzept interpersonale Schuld für jene Fälle zu reservieren, in denen andere Menschen durch Mißachtung persönlicher ("internalisierter") Normen gefährdet, beeinträchtigt oder verletzt werden (zum Überblick: MONTADA 1978). Die Rolle der Verantwortlichkeit im Erleben von Schuld: Die Bewertung eigenen und fremden Verhaltens wird wesentlich durch das Erleben und durch die Zuschreibung von Verantwortlichkeit bestimmt. Stolz und Scham, Schuld und Mitleid, Schuldspruch und Freispruch setzen Überzeugungen bezüglich der Verantwortlichkeit für Handlungsausgänge oder Verhaltensfolgen voraus. Lange Zeit war das Stichwort "Verantwortlichkeit" in der empirisch-psychologischen Forschung nur spärlich vertreten. In den letzten Jahren hat sich das geändert. Vor allem im Zusammenhang mit Ursachenerklärungen von Handlungsausgängen (HECKHAUSEN 1980) und generalisierten Kontrollüberzeugungen ("Selbstverantwortlichkeit", vgl. SCHNEEWIND 1980) wurden einschlägige Konzepte entwickelt. Die Probleme strafrechtlicher Verantwortlichkeit und Schuldfähigkeit blieben eine Domäne anderer Disziplinen wie Kriminologie und Psychiatrie (MONTADA 1981, SCHREIBER 1977, THOMAE & SCHMIDT 1968). Interpersonale Verantwortlichkeit: Von der Verantwortlichkeit für Handlungsausgänge, die eine Voraussetzung für das Erleben von Schuld darstellt, heben wir den Begriff der interpersonalen Verantwortlichkeit ab, also Verantwortlichkeit für andere, die bislang fast ausschließlich in der Forschung zum prosozialen Verhalten konzeptualisiert worden ist. Soziale Verantwortung, Abhängigkeit und Verantwortung, Verneinung und Abwehr der Verantwortlichkeit, Diffusion und Konzentration erlebter Verantwortlichkeit sind einige der Konstrukte, die erste erfahrungswissenschaftliche Bewährungsproben bestanden haben. Wir kennen heute eine ganze Reihe situationaler Determinanten und einige personspezifische Voraussetzungen (BIERHOFF 1980, SCHWARTZ 1977, STAUB 1979). Die Bereiche Verantwortlichkeit gegenüber den eigenen Eltern und Verantwortlichkeit gegenüber unbekannt bleibenden Fremden wurden bislang in der Forschung kaum thematisiert.de
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Persistent Identifierhttps://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-5965
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Persistent Identifierhttps://hdl.handle.net/20.500.11780/280
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Persistent Identifierhttps://doi.org/10.23668/psycharchives.8792
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Language of contentdeu
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Is part ofBerichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral", Nr. 008, ISSN 1430-1148, http://www.gerechtigkeitsforschung.de/berichte/beri008.pdf
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Is part of seriesBerichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"; 008
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Keyword(s)Sozialpsychologie; Gerechtigkeitspsychologiede
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Dewey Decimal Classification number(s)150
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TitleEntwicklung interpersonaler Verantwortlichkeit und interpersonaler Schuld. Projektantrag an die Stiftung Volkswagenwerk.de
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DRO typereport
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Visible tag(s)PsyDok
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Visible tag(s)Berichte der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"