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Psychologie und Psychotechnik bei der Eisenbahn

Author(s) / Creator(s)

Gundlach, Horst

Abstract / Description

Die Eisenbahn, das Fortbewegungsmittel, das dem neunzehnten Jahrhundert Dampf machte, stellt gesteigerte Anforderungen an sensorische, kognitive, emotionale und motorische Fähigkeiten des Bedienungspersonals. Mediziner wiesen zeitig hierauf hin. Der Utrechter Sinnesphysiologe und Pionier der Reaktionszeitforschung Franciscus Cornelis Donders erforschte die Farbtüchtigkeit der Bahnbeamten seines Landes (1875; 1877). Jakob Stilling publizierte 1877 Methoden zu Prüfung des Farbensinnes beim Eisenbahn- und Marine-Personal (1877; 1787; 1879). Seine pseudoisochromatischen Tafeln finden sich noch heute in Lehrbüchern. Manche Mediziner zeigten sich den damals frischen Neuerungen der Psychologie gegenüber aufgeschlossen. Siegfried Placzek, Nervenarzt und Obergutachter der Königlichen Eisenbahn-Direktion Berlin, empfahl bald nach der Jahrhundertwende >>psychische Untersuchungsmethoden<<, nämlich Untersuchungen der Intelligenz nach Theodor Ziehen, der Merkfähigkeit nach William Stern, der Aufmerksamkeit nach Benjamin Bourdon, der Kombinationsfähigkeit nach Hermann Ebbinghaus (1909, 272). Im neunzehnten Jahrhundert wurde der bahnärztliche Dienst allgemein eingeführt. Bei Einstellungen verfuhr man nach dem bei Staatsbeamten generell geübten Grundsatz: >>Kranke und gesundheitlich minderwertige Leute sind von der Annahme auszuschließen.<< (Gilbert, 1909, 331). So zielen auch Placzeks Empfehlungen auf die Verhütung der Einstellung Kranker, da >>die Zahl der geistig erkrankenden Eisenbahnbeamten erschreckend hoch ist.<< (1909, 272). Variationen körperlicher und seelischer Funktionen, die zum Bereich des Nicht-Pathologischen gehören, untersuchten die Bahnärzte offensichtlich nicht. Ebensowenig empfahlen sie deren Untersuchung. Dies ist der Bereich, den sich die Psychologie eröffnen wird. Doch begegnen sich Psychologie und Eisenbahn zunächst in verschiedenen Zusammenhängen noch nicht institutionalisierter Art.

Keyword(s)

Verkehrspsychologie Geschichte Eisenbahn Schaffner psychische Gesundheit Psychologie Verkehrspsychologie Geschichte Eisenbahn Schaffner psychische Gesundheit Psychologie Motor Traffic Psychology Railways Conductor Mental health

Persistent Identifier

Date of first publication

2002

Is part of

38. BDP-Kongress für Verkehrspsychologie Universität Regensburg 2002, Arbeitsgruppe 14: Psychologie und Psychotechnik bei der Eisenbahn

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Gundlach, Horst
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-21T13:57:11Z
  • Made available on
    2006-05-12
  • Made available on
    2015-12-14T08:45:24Z
  • Made available on
    2022-11-21T13:57:11Z
  • Date of first publication
    2002
  • Abstract / Description
    Die Eisenbahn, das Fortbewegungsmittel, das dem neunzehnten Jahrhundert Dampf machte, stellt gesteigerte Anforderungen an sensorische, kognitive, emotionale und motorische Fähigkeiten des Bedienungspersonals. Mediziner wiesen zeitig hierauf hin. Der Utrechter Sinnesphysiologe und Pionier der Reaktionszeitforschung Franciscus Cornelis Donders erforschte die Farbtüchtigkeit der Bahnbeamten seines Landes (1875; 1877). Jakob Stilling publizierte 1877 Methoden zu Prüfung des Farbensinnes beim Eisenbahn- und Marine-Personal (1877; 1787; 1879). Seine pseudoisochromatischen Tafeln finden sich noch heute in Lehrbüchern. Manche Mediziner zeigten sich den damals frischen Neuerungen der Psychologie gegenüber aufgeschlossen. Siegfried Placzek, Nervenarzt und Obergutachter der Königlichen Eisenbahn-Direktion Berlin, empfahl bald nach der Jahrhundertwende >>psychische Untersuchungsmethoden<<, nämlich Untersuchungen der Intelligenz nach Theodor Ziehen, der Merkfähigkeit nach William Stern, der Aufmerksamkeit nach Benjamin Bourdon, der Kombinationsfähigkeit nach Hermann Ebbinghaus (1909, 272). Im neunzehnten Jahrhundert wurde der bahnärztliche Dienst allgemein eingeführt. Bei Einstellungen verfuhr man nach dem bei Staatsbeamten generell geübten Grundsatz: >>Kranke und gesundheitlich minderwertige Leute sind von der Annahme auszuschließen.<< (Gilbert, 1909, 331). So zielen auch Placzeks Empfehlungen auf die Verhütung der Einstellung Kranker, da >>die Zahl der geistig erkrankenden Eisenbahnbeamten erschreckend hoch ist.<< (1909, 272). Variationen körperlicher und seelischer Funktionen, die zum Bereich des Nicht-Pathologischen gehören, untersuchten die Bahnärzte offensichtlich nicht. Ebensowenig empfahlen sie deren Untersuchung. Dies ist der Bereich, den sich die Psychologie eröffnen wird. Doch begegnen sich Psychologie und Eisenbahn zunächst in verschiedenen Zusammenhängen noch nicht institutionalisierter Art.
    de
  • Publication status
    unknown
  • Review status
    unknown
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-7405
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/3466
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.10257
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    38. BDP-Kongress für Verkehrspsychologie Universität Regensburg 2002, Arbeitsgruppe 14: Psychologie und Psychotechnik bei der Eisenbahn
  • Keyword(s)
    Verkehrspsychologie
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  • Keyword(s)
    Geschichte
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    Eisenbahn
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    Conductor
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  • Keyword(s)
    Mental health
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Psychologie und Psychotechnik bei der Eisenbahn
    de
  • DRO type
    bookPart
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP); Sektion Verkehrspsychologie: 38. BDP-Kongress für Verkehrspsychologie, Universität Regensburg 2002