Book

Wunschwelten und Opferzusammenhänge. Zur analytischen Sozialpsychologie der westlichen Kultur.

Author(s) / Creator(s)

Vinnai, Gerhard

Abstract / Description

Der Einfluss des Wünschens und des Opferns auf das gesellschaftliche Zusammenleben.
Die Aufklärung sieht den Menschen vor allem als vernunftbegabtes Wesen, es ist notwendig, ihn auch als wünschendes Wesen ernster zu nehmen. Alle seine Lebensäußerungen haben eine Beziehung zum Wünschen. Sigmund Freud hat den Menschen als wünschendes Wesen analysiert. Der nächtliche Schlaf gehorcht für ihn dem Wünschen, indem er Träume als Wunscherfüllungen produziert. Seine Neurosenlehre betont, dass die Symptome seelischer Erkrankungen immer auch als Erfüllungen von unbewussten Wünschen aufgefasst werden sollten. In der Welt der Religion sieht Freud ein illusionäres Wünschen am Werk, die Kunst ist ihm Ausdruck einer Wunschwelt. Die enorme Macht des Wünschens hängt für Freud damit zusammen, dass das Unbewusste eine Art Wunschmaschine darstellt, die letztlich nichts anderes kann als Wünschen. Das Buch stellt die psychoanalytische Wunschtheorie vor und verbindet sie mit Einsichten der kritischen Gesellschaftstheorie. Es stellt dar, warum politischen Utopien unter dem Einfluss des Wünschens nicht zu entkommen ist, welche Rolle das Wünschen an der Universität spielen sollte oder wie religiöses Wünschen und kritisches Denken aufeinander bezogen sein können. Das Wünschen kann darauf zielen, die bestehende Realität zu überwinden, Opfer vermögen an sie zu binden. Jede Kultur verlangt schmerzliche Verzichte, die für Arbeitsleistungen oder die Einhaltung sozialer Regeln nötig sind: Gesellschaften sind deshalb immer auch Opferzusammenhänge. Opfer sind üblicherweise nicht einfach Verzichtleistungen, die von außen erzwungen werden, es sind in ihrem bewussten oder vor allem unbewussten Kern meist auch Liebesopfer. Sie werden zuerst den Eltern, als den Schicksalsmächten der Kindheit erbracht und später mit anderen sozialen Mächten verbunden. Das Buch stellt dies mithilfe verschiedenartiger psychoanalytischer Theoriekonstruktionen dar. Um als gerecht und damit erträglicher erfahren werden zu können, müssen Opfer durch ihnen möglichst entsprechende Belohnungen entgolten werden. Wo dies nicht der Fall ist, kann eine Opferlogik, die an das Versprechen des Austauschs von Äquivalenten gebunden ist, außer Kraft gesetzt werden. Das Scheitern der bisherigen Art des Opferns kann dann zu entfesselter Gewalt drängen. Das Buch zeigt dies am Beispiel des Nationalsozialismus und des fundamentalistischen Terrors, denen eine durch soziale Krisen verursachte Entgleisung einer überkommenen Opferlogik zugrunde liegt.

Keyword(s)

Kultur / Wunsch / Utopie / Religion / Schuld / Psychoanalyse / Opfer / Gerechtigkeit / Nationalsozialismus / Politik / Kultursoziologie / Sozialpsychologie / Sozialwissenschaften / Soziologie / Anthropologie / Psychologie / Social psychology Western countries / Utopias Western countries / Religion and culture Western countries / Guilt

Persistent Identifier

Date of first publication

2011

Publisher

Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Vinnai, Gerhard
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-21T14:26:13Z
  • Made available on
    2017-04-20T11:39:30Z
  • Made available on
    2022-11-21T14:26:13Z
  • Date of first publication
    2011
  • Abstract / Description
    Der Einfluss des Wünschens und des Opferns auf das gesellschaftliche Zusammenleben.
    de_DE
  • Abstract / Description
    Die Aufklärung sieht den Menschen vor allem als vernunftbegabtes Wesen, es ist notwendig, ihn auch als wünschendes Wesen ernster zu nehmen. Alle seine Lebensäußerungen haben eine Beziehung zum Wünschen. Sigmund Freud hat den Menschen als wünschendes Wesen analysiert. Der nächtliche Schlaf gehorcht für ihn dem Wünschen, indem er Träume als Wunscherfüllungen produziert. Seine Neurosenlehre betont, dass die Symptome seelischer Erkrankungen immer auch als Erfüllungen von unbewussten Wünschen aufgefasst werden sollten. In der Welt der Religion sieht Freud ein illusionäres Wünschen am Werk, die Kunst ist ihm Ausdruck einer Wunschwelt. Die enorme Macht des Wünschens hängt für Freud damit zusammen, dass das Unbewusste eine Art Wunschmaschine darstellt, die letztlich nichts anderes kann als Wünschen. Das Buch stellt die psychoanalytische Wunschtheorie vor und verbindet sie mit Einsichten der kritischen Gesellschaftstheorie. Es stellt dar, warum politischen Utopien unter dem Einfluss des Wünschens nicht zu entkommen ist, welche Rolle das Wünschen an der Universität spielen sollte oder wie religiöses Wünschen und kritisches Denken aufeinander bezogen sein können. Das Wünschen kann darauf zielen, die bestehende Realität zu überwinden, Opfer vermögen an sie zu binden. Jede Kultur verlangt schmerzliche Verzichte, die für Arbeitsleistungen oder die Einhaltung sozialer Regeln nötig sind: Gesellschaften sind deshalb immer auch Opferzusammenhänge. Opfer sind üblicherweise nicht einfach Verzichtleistungen, die von außen erzwungen werden, es sind in ihrem bewussten oder vor allem unbewussten Kern meist auch Liebesopfer. Sie werden zuerst den Eltern, als den Schicksalsmächten der Kindheit erbracht und später mit anderen sozialen Mächten verbunden. Das Buch stellt dies mithilfe verschiedenartiger psychoanalytischer Theoriekonstruktionen dar. Um als gerecht und damit erträglicher erfahren werden zu können, müssen Opfer durch ihnen möglichst entsprechende Belohnungen entgolten werden. Wo dies nicht der Fall ist, kann eine Opferlogik, die an das Versprechen des Austauschs von Äquivalenten gebunden ist, außer Kraft gesetzt werden. Das Scheitern der bisherigen Art des Opferns kann dann zu entfesselter Gewalt drängen. Das Buch zeigt dies am Beispiel des Nationalsozialismus und des fundamentalistischen Terrors, denen eine durch soziale Krisen verursachte Entgleisung einer überkommenen Opferlogik zugrunde liegt.
    de_DE
  • Publication status
    unknown
  • Review status
    unknown
  • ISBN
    978-3-89691-891-8
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/3730
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.10370
  • Language of content
    deu
    de_DE
  • Publisher
    Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster
    de_DE
  • Keyword(s)
    Kultur / Wunsch / Utopie / Religion / Schuld / Psychoanalyse / Opfer / Gerechtigkeit / Nationalsozialismus / Politik / Kultursoziologie / Sozialpsychologie / Sozialwissenschaften / Soziologie / Anthropologie / Psychologie / Social psychology Western countries / Utopias Western countries / Religion and culture Western countries / Guilt
    de_DE
  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Wunschwelten und Opferzusammenhänge. Zur analytischen Sozialpsychologie der westlichen Kultur.
    de_DE
  • DRO type
    book
    de_DE
  • Visible tag(s)
    PsyDok