Wie Geschwister krebskranker Kinder die Erkrankung erleben und verarbeiten

Untersucht wurden die Beeinträchtigungen der Geschwister von an Krebs erkrankten Kindern. Neben dem beobachteten Verhalten der gesunden Geschwister wurden dabei vor allem intrapsychische Verarbeitungsprozesse analysiert. Verhaltensauffälligkeiten wurden mit dem "Strengths and Difficulties Questionaire", Repräsentanz und intrapsychische Regulation mittels der "MacArthur Story Stem Battery" erhoben. Beide Verfahren wurden zu zwei Messzeitpunkten (kurz nach Diagnose der Erkrankung sowie nach Abschluss der Behandlung) eingesetzt. Geschwister von 14 krebskranken Kindern wurden dabei mit Geschwistern von 18 gesunden Kontrollkindern verglichen. Auf Verhaltensebene zeigten sich in der Einschätzung der Eltern weder zu Beginn noch im Verlauf Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. In den Geschichtenergänzungen zeigten sich dagegen bereits unmittelbar nach Diagnosestellung signifikante Unterschiede in Zahl und Qualität der dargestellten Inhalte, in der Darstellung der Elternfiguren und auch in der Art und Weise des Erzählens (Performanz). Über den Behandlungszeitraum glichen sich die beiden Gruppen bei den Geschichtenergänzungen in einigen Bereichen einander an, in anderen blieben die Unterschiede bestehen. Insgesamt zeigten die Geschwister von krebskranken Kindern intrapsychisch mehr Reaktionen auf die Diagnose als im Verhalten sichtbar wurde. Die Beobachtungen legen einen Bedarf an verstärkten Unterstützungsangeboten für diesen Anpassungsprozess nahe, auch um einer klinischen Manifestation durch eine pathologische Verarbeitung vorzubeugen.