Course Material

Kontrolliertes Trinken: Option oder Fiktion?

Author(s) / Creator(s)

Funke, Wilma

Abstract / Description

Es ist viel Sorgfalt darauf zu verwenden, das Ausmaß der Abhängigkeitsstörung, die Möglichkeiten und Grenzen der betreffenden Person und die Rahmenbedingungen einzuschätzen, bevor eine Entscheidung für das Ziel Trinkkontrolle getroffen werden kann. Der Patient ist sorgfältig über Vor- und Nachteile aufzuklären, Kontraindikationen sind abzuwägen, Aufwand und Nutzen sind abzuschätzen. In unserer stationären Behandlung wird Trinkkontrolle erst dann eine Rolle spielen können, wenn mehr geprüfte Konzepte vorliegen und wir diese Patienten auch zugewiesen bekommen, die die Voraussetzungen erfüllen. Trinkmengenkontrolle und Trinksituationskontrolle sind sinnvolle Ziele, wenn die Abhängigkeitserkrankung noch nicht so weit fortgeschritten ist, wenn die Fähigkeiten des Patienten zur Kontrolle und Selbstbestimmung generell gut erhalten sind, wenn dem Patienten aus weiterem Trinken voraussichtlich kein körperlicher, psychischer oder sozialer Schaden entsteht und wenn der Behandler in der Lage ist, den Patienten bei der Zielerreichung zu unterstützen. Eine Reduktion des Trinkens oder eine Beschränkung auf weniger gefährliche Situationen ist bei Menschen mit riskantem und schädlichem Konsum sicher Methode der Wahl. Als zweitbeste Lösung ist sie dann auch bei Alkoholabhängigen sinnvoll, wenn der Betreffende nicht zur Abstinenz zu motivieren ist. Dafür müssen jedoch ausreichend geistige, körperliche und psychische Stabilität vorhanden sein und eine ausreichend lange Begeleitung, um zu verhindern, dass der Patient in krisenhaften Entwicklungen "durch die Maschen des Netzes" fällt, sondern dass genau dann Alternativangebote da sind. In jedem Fall ist eine Aufklärung des abhängigen Patienten über die Risiken erforderlich. Bei diesem Text handelt es sich um einen Vortrag anlässlich des Selbsthilfetages der ELAS und des 25-jährigen Bestehens des Freundeskreises Westerwald am 20.10.2001 in Dernbach/Montabaur.

Keyword(s)

Trinkverhalten Abstinenz kontrolliertes Trinken

Persistent Identifier

Date of first publication

2001

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Funke, Wilma
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T06:07:44Z
  • Made available on
    2003-10-27
  • Made available on
    2015-12-01T10:31:28Z
  • Made available on
    2022-11-17T06:07:44Z
  • Date of first publication
    2001
  • Abstract / Description
    Es ist viel Sorgfalt darauf zu verwenden, das Ausmaß der Abhängigkeitsstörung, die Möglichkeiten und Grenzen der betreffenden Person und die Rahmenbedingungen einzuschätzen, bevor eine Entscheidung für das Ziel Trinkkontrolle getroffen werden kann. Der Patient ist sorgfältig über Vor- und Nachteile aufzuklären, Kontraindikationen sind abzuwägen, Aufwand und Nutzen sind abzuschätzen. In unserer stationären Behandlung wird Trinkkontrolle erst dann eine Rolle spielen können, wenn mehr geprüfte Konzepte vorliegen und wir diese Patienten auch zugewiesen bekommen, die die Voraussetzungen erfüllen. Trinkmengenkontrolle und Trinksituationskontrolle sind sinnvolle Ziele, wenn die Abhängigkeitserkrankung noch nicht so weit fortgeschritten ist, wenn die Fähigkeiten des Patienten zur Kontrolle und Selbstbestimmung generell gut erhalten sind, wenn dem Patienten aus weiterem Trinken voraussichtlich kein körperlicher, psychischer oder sozialer Schaden entsteht und wenn der Behandler in der Lage ist, den Patienten bei der Zielerreichung zu unterstützen. Eine Reduktion des Trinkens oder eine Beschränkung auf weniger gefährliche Situationen ist bei Menschen mit riskantem und schädlichem Konsum sicher Methode der Wahl. Als zweitbeste Lösung ist sie dann auch bei Alkoholabhängigen sinnvoll, wenn der Betreffende nicht zur Abstinenz zu motivieren ist. Dafür müssen jedoch ausreichend geistige, körperliche und psychische Stabilität vorhanden sein und eine ausreichend lange Begeleitung, um zu verhindern, dass der Patient in krisenhaften Entwicklungen "durch die Maschen des Netzes" fällt, sondern dass genau dann Alternativangebote da sind. In jedem Fall ist eine Aufklärung des abhängigen Patienten über die Risiken erforderlich. Bei diesem Text handelt es sich um einen Vortrag anlässlich des Selbsthilfetages der ELAS und des 25-jährigen Bestehens des Freundeskreises Westerwald am 20.10.2001 in Dernbach/Montabaur.
    de
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-209
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/906
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.8426
  • Language of content
    deu
  • Keyword(s)
    Trinkverhalten
    de
  • Keyword(s)
    Abstinenz
    de
  • Keyword(s)
    kontrolliertes Trinken
    de
  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Kontrolliertes Trinken: Option oder Fiktion?
    de
  • DRO type
    courseMaterial
  • Visible tag(s)
    PsyDok