Report

Zuschreibungen von Verantwortung für Krebskrankheiten : der Einfluß von generalisierten Einstellungen und Überzeugungssystemen

Author(s) / Creator(s)

Maes, Jürgen

Other kind(s) of contributor

Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral" der Universität Trier, FB I - Psychologie

Abstract / Description

Es werden zwei psychologische Modelle zur Erklärung von Abwertung und erhöhter Verantwortungszuschreibung an die Opfer von Schicksalsschlägen diskutiert: Defensivattributionshypothese und Gerechte-Welt-Theorie. Dabei werden die impliziten Annahmen beider Ansätze herausgearbeitet, wonach das Bedürfnis nach Gerechtigkeit respektive nach Kontrolle zu vermehrter Verantwortungszuschreibung an die Opfer und diese wieder zu Gefühlen von Unverwundbarkeit und Sicherheit führen sollen. Zusätzlich werden weitere Einstellungsvariablen diskutiert, die das Ausmaß der den Opfern zugeschriebenen Verantwortung erhöhen oder senken könnten, z. B. Annahmen über die Freiheit oder Determiniertheit des menschlichen Handelns, Urteilsmilde und Drakonität, Einstellungen zu Schuld oder strategische Überlegungen. Sodann werden Ergebnisse aus einer Fragebogenerhebung zu Krebskrankheiten berichtet (N=326). Unter anderem werden die bivariaten und multivariaten Korrelationen verschiedener generalisierter Einstellungen und Überzeugungen mit Verantwortungszuschreibungen für Krebskrankheiten an die Opfer, an ihre Mitmenschen, die Gesellschaft, die Industrie, die Wissenschaften, die Kirchen, die Medien, ein vorherbestimmtes Schicksal, Gottes Willen, natürliche Prozesse und den Zufall mitgeteilt. Bei der Überprüfung eines nach den impliziten Annahmen der beiden theoretischen Konzeptionen modellierten Pfadmodells zeigt sich, daß der Glaube an immanente Gerechtigkeit zwar zu erhöhten Verantwortungsattributionen an die Opfer führt, keineswegs aber auch zu Gefühlen der Sicherheit und Unverwundbarkeit. Der Glaube an internale Kontrolle geht dagegen mit einem erhöhten Sicherheitsgefühl einher, ohne dabei aber den Umweg über Verantwortungszuschreibungen zu nehmen.
Two psychological conceptions are discussed as explanations for derogation and increased attributions of responsibility to victims of misfortune: the defensive attribution hypothesis and just world theory. The implicit assumptions of both conceptions are elaborated according to which the need for control respectively the need for justice should lead to increased attributions of responsibility and these attributions should lead to feelings of security and invulnerability. Additionally, other attitudinal variables are discussed which might increase or reduce the amount of responsibility attributed to victims, such as basic assumptions concerning freedom and determinism, lenience and draconity of judgment, attitudes towards guilt or strategical considerations. Then, results from a self report study on cancer (N=326) are presented. Among others, the bivariate and multivariate correlations of different generalized attitudes and belief systems with responsibility attributions to victims, to their fellows, to society, to industry, to science, to the media, to destiny, to God´s will, to natural processes and to chance are reported. Finally, a path model is tested that was derived from the implicit assumptions of the two psychological conceptions. It is shown that belief in immanent justice goes along with increased responsitility attributed to victims but not with increased feelings of security and invulnerability. Belief in internal control goes along with increased feelings of security but without going through responsibility attributions.

Keyword(s)

Psychologie Wertorientierung Krebs Ätiologie Verantwortlichkeit Umfrage Deutschland Gerechte-Welt-Theorie Defensivattributionshypothese Verantwortungsattribution Krebskrankheiten Gefühle angesichts von Schicksalsschlägen Just world theory defensive attribution hypothesis responsibility attributions cancer emotions in the face of strokes of fate

Persistent Identifier

Date of first publication

1998

Is part of series

Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"; 117

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Maes, Jürgen
  • Other kind(s) of contributor
    Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral" der Universität Trier, FB I - Psychologie
    de
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T11:00:03Z
  • Made available on
    2004-03-12
  • Made available on
    2015-12-01T10:29:54Z
  • Made available on
    2022-11-17T11:00:03Z
  • Date of first publication
    1998
  • Abstract / Description
    Es werden zwei psychologische Modelle zur Erklärung von Abwertung und erhöhter Verantwortungszuschreibung an die Opfer von Schicksalsschlägen diskutiert: Defensivattributionshypothese und Gerechte-Welt-Theorie. Dabei werden die impliziten Annahmen beider Ansätze herausgearbeitet, wonach das Bedürfnis nach Gerechtigkeit respektive nach Kontrolle zu vermehrter Verantwortungszuschreibung an die Opfer und diese wieder zu Gefühlen von Unverwundbarkeit und Sicherheit führen sollen. Zusätzlich werden weitere Einstellungsvariablen diskutiert, die das Ausmaß der den Opfern zugeschriebenen Verantwortung erhöhen oder senken könnten, z. B. Annahmen über die Freiheit oder Determiniertheit des menschlichen Handelns, Urteilsmilde und Drakonität, Einstellungen zu Schuld oder strategische Überlegungen. Sodann werden Ergebnisse aus einer Fragebogenerhebung zu Krebskrankheiten berichtet (N=326). Unter anderem werden die bivariaten und multivariaten Korrelationen verschiedener generalisierter Einstellungen und Überzeugungen mit Verantwortungszuschreibungen für Krebskrankheiten an die Opfer, an ihre Mitmenschen, die Gesellschaft, die Industrie, die Wissenschaften, die Kirchen, die Medien, ein vorherbestimmtes Schicksal, Gottes Willen, natürliche Prozesse und den Zufall mitgeteilt. Bei der Überprüfung eines nach den impliziten Annahmen der beiden theoretischen Konzeptionen modellierten Pfadmodells zeigt sich, daß der Glaube an immanente Gerechtigkeit zwar zu erhöhten Verantwortungsattributionen an die Opfer führt, keineswegs aber auch zu Gefühlen der Sicherheit und Unverwundbarkeit. Der Glaube an internale Kontrolle geht dagegen mit einem erhöhten Sicherheitsgefühl einher, ohne dabei aber den Umweg über Verantwortungszuschreibungen zu nehmen.
    de
  • Abstract / Description
    Two psychological conceptions are discussed as explanations for derogation and increased attributions of responsibility to victims of misfortune: the defensive attribution hypothesis and just world theory. The implicit assumptions of both conceptions are elaborated according to which the need for control respectively the need for justice should lead to increased attributions of responsibility and these attributions should lead to feelings of security and invulnerability. Additionally, other attitudinal variables are discussed which might increase or reduce the amount of responsibility attributed to victims, such as basic assumptions concerning freedom and determinism, lenience and draconity of judgment, attitudes towards guilt or strategical considerations. Then, results from a self report study on cancer (N=326) are presented. Among others, the bivariate and multivariate correlations of different generalized attitudes and belief systems with responsibility attributions to victims, to their fellows, to society, to industry, to science, to the media, to destiny, to God´s will, to natural processes and to chance are reported. Finally, a path model is tested that was derived from the implicit assumptions of the two psychological conceptions. It is shown that belief in immanent justice goes along with increased responsitility attributed to victims but not with increased feelings of security and invulnerability. Belief in internal control goes along with increased feelings of security but without going through responsibility attributions.
    en
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-1540
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/109
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.8764
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral", Nr. 117, ISSN 1430-1148, http://www.gerechtigkeitsforschung.de/berichte/beri117.pdf
  • Is part of series
    Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"; 117
  • Keyword(s)
    Psychologie
    de
  • Keyword(s)
    Wertorientierung
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  • Keyword(s)
    Krebs
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    Ätiologie
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    Verantwortlichkeit
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    Umfrage
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    Deutschland
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    Gerechte-Welt-Theorie
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  • Keyword(s)
    emotions in the face of strokes of fate
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Zuschreibungen von Verantwortung für Krebskrankheiten : der Einfluß von generalisierten Einstellungen und Überzeugungssystemen
    de
  • DRO type
    report
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Berichte der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"