Report

24-Stunden-Monitoring des Restless-Legs-Syndroms mit multipler kalibrierter Akzelerometrie

Author(s) / Creator(s)

Prill, Thomas
Foerster, Friedrich
Voderholzer, Ulrich
Hornyak, Magdolna
Fahrenberg, Jochen

Abstract / Description

Unwillkürliche Beinbewegungen während des Schlafs sind nicht ungewöhnlich, je nach Häufigkeit und Intensität können sie jedoch nachhaltige Schlafstörungen verursachen. Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist zwar seit dem 17. Jahrhundert bekannt, jedoch als Krankheit ohne Ursache und ohne Lebensbedrohung lange Zeit kaum wahrgenommen worden. Inzwischen haben Schlaflabors, Schmerzkliniken und Pharmaindustrie das RLS und die darunter leidenden Patienten entdeckt. Ein wesentliches Diagnose-Merkmal des RLS sind quasi-periodische, sehr rasche und heftige Beinbewegungen (Periodic Leg Movements, PLM). Die vorliegende Studie sollte die Anwendung der multiplen Akzelerometrie für das 24-Stunden-Monitoring der PLM unter Alltagsbedingungen erproben. Die Erfahrungen hinsichtlich des Monitoring des Restless-Legs-Syndroms RLS werden hier in sechs Kasuistiken dargestellt. Die anamnestische Datenerhebung, sowie das An- und Ablegen der Elektroden, Sensoren und des Datenrekorders fand in der Regel im Labor der Forschungsgruppe Psychophysiologie, Universität Freiburg, zwischen Juni 2000 und August 2002 statt. Bei einem Patienten konnte eine parallele (simultane) Registrierung im Schlaflabor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Freiburg durchgeführt werden (EMG vs. multiple Akzelerometrie). Die Methode mit dem tragbaren Datenerfassungs-Gerät VITAPORT, kalibrierten Akzelerosensoren und automatischer Klassifizierung von Körperlage und Bewegungsmustern wird von den Patienten gut angenommen. Ein graphisches Tagesverlaufs-Protokoll und eine Darstellung der Stundenwerte von Frequenz, Amplitude und relativer Auftrittszeit der PLM wurde von ih-nen mit Interesse aufgenommen. Hauptergebnis ist, außer der erfolgreichen Methodik-Erprobung und der Erfahrung mit RLS-Patienten, die Verteilung der PLM im Tag-Nacht-Verlauf und der Körperlage in der Serie (N=6) von Kasuistiken. Die PLM-Frequenz (auch PLM-Index) ist am Tag fast gleich groß wie in der Nacht, jedoch mit deutlich verringerter Amplitude. Während der Nacht sind PLM häufiger bei Rückenlage als bei Seitenlage, am Tage am häufigsten im Sitzen. Rechtes und linkes Bein sind gleich häufig betroffen, jedoch nicht immer synchron. Verlaufskorrelationen zwischen dem rechten und linken Bein hinsichtlich der PLM-Frequenz (Minutenwerte) reichen bei Tag lediglich von .44 bis .65 (gepoolt .54) und bei Nacht von .67 bis .92 (gepoolt .76). Die PLM-Kennwerte (PLM-Frequenz, PLM-Amplitude, Zeit, zu der Symptome vorhanden waren, in Relation zur Gesamtregistrierungszeit) haben ähnliche jedoch keine identischen Verläufe. Am schwächsten ist die Frequenz mit der Amplitude gekoppelt (.49 und .54 am Tag, .57 und .70 bei Nacht für rechtes und linkes Bein). Bei allen Patienten gehen die PLM-Episoden mit deutlichen Herzfrequenz-Beschleunigungen einher. Sie erreichen momentane Anstiege von hochgerechnet bis zu 40 Schlägen pro Minute innerhalb von 3 bis 5 Sekunden mit anschließendem ebenso raschen Abfall und Rückregelung auf das Ausgangsniveau. Eine Parallelmessung eines Patienten mit VI-TAPORT und Schlaflabor-Methodik konnte darüber hinaus zeitliche Korrelationen der PLM-Episoden mit der P-Wellen-Amplitude des EKG, mit Lidbewegungen und mit dem EEG aufzeigen. Die meisten dieser Mikroarousals beginnen vor der Beinbewegung. Welche Bedeutung es hat, wenn Mikroarousals erst nach der Beinbewegung einsetzen, ist zur Zeit ungeklärt. Die genaue zeitliche Analyse der Herzperioden (Herzfrequenzvariabilität) im Zeitraum der PLM ermöglicht hier einen eigenständigen Zugang zur Chronometrie der Aktivierungsprozesse. Die künftigen Analysen werden dazu beitragen können, die Ursachen der PLM aufzuklären.

Keyword(s)

Psychologie Restless-legs-Syndrom Beobachtung Schlafstörung Bewegungsstörungen Schlafstörungen Restless Leg Syndrom Bein Syndrome Beobachtungsmethoden Überwachen Körperhaltung Ruhelosigkeit Movement Disorders Sleep Disorders Restless Leg Syndrome Leg (Anatomy) Syndromes Observation Methods Monitoring Posture Restlessness

Persistent Identifier

Date of first publication

2003

Is part of series

Forschungsberichte des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau;159

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Prill, Thomas
  • Author(s) / Creator(s)
    Foerster, Friedrich
  • Author(s) / Creator(s)
    Voderholzer, Ulrich
  • Author(s) / Creator(s)
    Hornyak, Magdolna
  • Author(s) / Creator(s)
    Fahrenberg, Jochen
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T11:00:42Z
  • Made available on
    2004-12-14
  • Made available on
    2015-12-01T10:30:02Z
  • Made available on
    2022-11-17T11:00:42Z
  • Date of first publication
    2003
  • Abstract / Description
    Unwillkürliche Beinbewegungen während des Schlafs sind nicht ungewöhnlich, je nach Häufigkeit und Intensität können sie jedoch nachhaltige Schlafstörungen verursachen. Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist zwar seit dem 17. Jahrhundert bekannt, jedoch als Krankheit ohne Ursache und ohne Lebensbedrohung lange Zeit kaum wahrgenommen worden. Inzwischen haben Schlaflabors, Schmerzkliniken und Pharmaindustrie das RLS und die darunter leidenden Patienten entdeckt. Ein wesentliches Diagnose-Merkmal des RLS sind quasi-periodische, sehr rasche und heftige Beinbewegungen (Periodic Leg Movements, PLM). Die vorliegende Studie sollte die Anwendung der multiplen Akzelerometrie für das 24-Stunden-Monitoring der PLM unter Alltagsbedingungen erproben. Die Erfahrungen hinsichtlich des Monitoring des Restless-Legs-Syndroms RLS werden hier in sechs Kasuistiken dargestellt. Die anamnestische Datenerhebung, sowie das An- und Ablegen der Elektroden, Sensoren und des Datenrekorders fand in der Regel im Labor der Forschungsgruppe Psychophysiologie, Universität Freiburg, zwischen Juni 2000 und August 2002 statt. Bei einem Patienten konnte eine parallele (simultane) Registrierung im Schlaflabor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Freiburg durchgeführt werden (EMG vs. multiple Akzelerometrie). Die Methode mit dem tragbaren Datenerfassungs-Gerät VITAPORT, kalibrierten Akzelerosensoren und automatischer Klassifizierung von Körperlage und Bewegungsmustern wird von den Patienten gut angenommen. Ein graphisches Tagesverlaufs-Protokoll und eine Darstellung der Stundenwerte von Frequenz, Amplitude und relativer Auftrittszeit der PLM wurde von ih-nen mit Interesse aufgenommen. Hauptergebnis ist, außer der erfolgreichen Methodik-Erprobung und der Erfahrung mit RLS-Patienten, die Verteilung der PLM im Tag-Nacht-Verlauf und der Körperlage in der Serie (N=6) von Kasuistiken. Die PLM-Frequenz (auch PLM-Index) ist am Tag fast gleich groß wie in der Nacht, jedoch mit deutlich verringerter Amplitude. Während der Nacht sind PLM häufiger bei Rückenlage als bei Seitenlage, am Tage am häufigsten im Sitzen. Rechtes und linkes Bein sind gleich häufig betroffen, jedoch nicht immer synchron. Verlaufskorrelationen zwischen dem rechten und linken Bein hinsichtlich der PLM-Frequenz (Minutenwerte) reichen bei Tag lediglich von .44 bis .65 (gepoolt .54) und bei Nacht von .67 bis .92 (gepoolt .76). Die PLM-Kennwerte (PLM-Frequenz, PLM-Amplitude, Zeit, zu der Symptome vorhanden waren, in Relation zur Gesamtregistrierungszeit) haben ähnliche jedoch keine identischen Verläufe. Am schwächsten ist die Frequenz mit der Amplitude gekoppelt (.49 und .54 am Tag, .57 und .70 bei Nacht für rechtes und linkes Bein). Bei allen Patienten gehen die PLM-Episoden mit deutlichen Herzfrequenz-Beschleunigungen einher. Sie erreichen momentane Anstiege von hochgerechnet bis zu 40 Schlägen pro Minute innerhalb von 3 bis 5 Sekunden mit anschließendem ebenso raschen Abfall und Rückregelung auf das Ausgangsniveau. Eine Parallelmessung eines Patienten mit VI-TAPORT und Schlaflabor-Methodik konnte darüber hinaus zeitliche Korrelationen der PLM-Episoden mit der P-Wellen-Amplitude des EKG, mit Lidbewegungen und mit dem EEG aufzeigen. Die meisten dieser Mikroarousals beginnen vor der Beinbewegung. Welche Bedeutung es hat, wenn Mikroarousals erst nach der Beinbewegung einsetzen, ist zur Zeit ungeklärt. Die genaue zeitliche Analyse der Herzperioden (Herzfrequenzvariabilität) im Zeitraum der PLM ermöglicht hier einen eigenständigen Zugang zur Chronometrie der Aktivierungsprozesse. Die künftigen Analysen werden dazu beitragen können, die Ursachen der PLM aufzuklären.
    de
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-4281
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/182
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.8823
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Forschungsberichte des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Nr. 159
  • Is part of series
    Forschungsberichte des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau;159
  • Keyword(s)
    Psychologie
    de
  • Keyword(s)
    Restless-legs-Syndrom
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    24-Stunden-Monitoring des Restless-Legs-Syndroms mit multipler kalibrierter Akzelerometrie
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  • DRO type
    report
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Forschungsberichte des Psychologischen Instituts der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau