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Bearbeitung von Gewalthandlungen im Rahmen eines pädagogischen Konzeptes von Selbst- und Sozialentwicklung - Oder: Mit Schulkindern über Gewalt reden

Dealing with Physical Aggression within the Framework of an Educational Concept of Self- and Social Development - Or: Discussing Physical Aggression with Pupils

Author(s) / Creator(s)

Gebauer, Karl

Abstract / Description

Für eine konstruktive Bearbeitung von Gewaltsituationen in Schulen ist eine pädagogische Konzeption anzustreben, bei der die Lehrkräfte neben der fachorientierten Lernspur immer auch die Beziehungs- und die Selbst-Entwicklungs-Spur eines Kindes im Blick haben (Drei-Spur-Pädagogik). Bei diesem Konzept haben Klärungsdialoge im Anschluß an Konflikte einen gleichrangigen Platz neben anderen Unterrichtsereignissen. Sie finden parallel dazu statt. Dieses Verfahren setzt eine flexible Unterrichtsorganisation voraus, bei der Schüler und Schülerinnen mit selbständigen Arbeitsformen vertraut sind. Für Lehrer und Lehrerinnen sind Kompetenzerweiterung erforderlich. Sie beziehen sich auf genaue Wahrnehmungen sozialer Abläufe und auf Erklärungsmodelle für problematische Schülerverhaltensweisen. Wenn es z.B. gelingt, Teile ihres Verhaltens als szenisches Agieren zu interpretieren, dann kann diese andere Sichtweise zu neuen Lösungen führen. Das pädagogische Konzept orientiert sich an psychoanalytischen Erklärungsmodellen. Dabei steht die Gegenwartssituation im Vordergrund. Die in ihr sichtbar werdende Problematik wird über die Rekonstruktion der äußeren Abläufe (Interaktionen) und über die symbolische Darstellung innerer Wahrnehmungen (Ärger, Wut, Zorn) bearbeitet. So lernen Schüler und Schülerinnen konstruktiv mit ihren inneren Turbulenzen umzugehen. Für das Handeln im Außen werden Formen der Wiedergutmachung praktiziert. Körperarbeit wird als eine wichtige Grundlage für Selbst- und Sozialprozesse angesehen. Die Arbeit in Jungengruppen mit einem Mann und in Mädchengruppen mit einer Frau bietet Entfaltungsmöglichkeiten für sexuelle Identität. Vorbemerkung: Gewalt, wie sie in schulischen Situationen auftritt, läßt sich beeinflussen. Die Bearbeitung von Gewaltsituationen gehört in den Aufgabenbereich schulischer Pädagogik. Damit diese Aufgaben erfolgreich umgesetzt werden können, müssen die gegenwärtigen Rahmenbedingungen geändert werden. Für Lehrerinnen und Lehrer ergibt sich die Notwendigkeit zu Fortbildungsmaßnahmen. Ich werde einige Gewaltsituationen aus meinem Schulalltag in einer städtischen Grundschule schildern, analysieren und Verbindungen zu einem potentiellen Konzept von Selbst- und Sozialerziehung herstellen.
ln order to deal with physical aggression in schools it is necessary to develop an educational concept in which the teachers parallel to their observations of the subject orientated learntrack include the relationship- and the selfdevelopmenttrack (three-trackeducation). ln this concept of classifying dialogs which follow the conflict situations have equal importance to other events during school-lessons. The dialogs take place parallel to the lessons. This method requires a flexible Organisation of the lessons in which the pupils are used to work on their own. An extension of the teachers competence is necessary. The extension of competence is related to a close Observation of social events and to a development of models to explain the problematic behavior of pupils. If it becomes possible for example to interpret part of the pupils behavior as scenic acting this new point of view may lead to new solutions. The educational concept is orientated on a model of psychoanalytical explanation in which the current situation stands in the foreground. The problem which thus becomes apparent can be now be handled by reconstructing the exterior events (interactions) and by the symbolic presentation of the interior perception (annoyance, anger, rage). Thus the pupils learn to deal with their inner turbulences in a constructive manner. For the acting in the public forms of making amends are practised. Physical awareness and fitness is seen as an important base for self- and social processes. The work of a man within a boys group and of a woman within a girls group offers the possibility of sexual identity.

Keyword(s)

Kind Gewalt Schule Konflikt Beziehung Entwicklung Konfliktbewältigung Psychoanalyse Gewalt Schulen Konfliktlösung Gewalt an Schulen Lehrer-Schüler-Interaktion Verhaltensprobleme Emotionale Zustände Violence Schools Conflict Resolution School Violence Teacher Student Interaction Behavior Problems Emotional States

Persistent Identifier

Date of first publication

1997

Publication status

unknown

Review status

unknown

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Gebauer, Karl
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T12:36:16Z
  • Made available on
    2012-10-24
  • Made available on
    2015-12-01T10:33:37Z
  • Made available on
    2022-11-17T12:36:16Z
  • Date of first publication
    1997
  • Abstract / Description
    Für eine konstruktive Bearbeitung von Gewaltsituationen in Schulen ist eine pädagogische Konzeption anzustreben, bei der die Lehrkräfte neben der fachorientierten Lernspur immer auch die Beziehungs- und die Selbst-Entwicklungs-Spur eines Kindes im Blick haben (Drei-Spur-Pädagogik). Bei diesem Konzept haben Klärungsdialoge im Anschluß an Konflikte einen gleichrangigen Platz neben anderen Unterrichtsereignissen. Sie finden parallel dazu statt. Dieses Verfahren setzt eine flexible Unterrichtsorganisation voraus, bei der Schüler und Schülerinnen mit selbständigen Arbeitsformen vertraut sind. Für Lehrer und Lehrerinnen sind Kompetenzerweiterung erforderlich. Sie beziehen sich auf genaue Wahrnehmungen sozialer Abläufe und auf Erklärungsmodelle für problematische Schülerverhaltensweisen. Wenn es z.B. gelingt, Teile ihres Verhaltens als szenisches Agieren zu interpretieren, dann kann diese andere Sichtweise zu neuen Lösungen führen. Das pädagogische Konzept orientiert sich an psychoanalytischen Erklärungsmodellen. Dabei steht die Gegenwartssituation im Vordergrund. Die in ihr sichtbar werdende Problematik wird über die Rekonstruktion der äußeren Abläufe (Interaktionen) und über die symbolische Darstellung innerer Wahrnehmungen (Ärger, Wut, Zorn) bearbeitet. So lernen Schüler und Schülerinnen konstruktiv mit ihren inneren Turbulenzen umzugehen. Für das Handeln im Außen werden Formen der Wiedergutmachung praktiziert. Körperarbeit wird als eine wichtige Grundlage für Selbst- und Sozialprozesse angesehen. Die Arbeit in Jungengruppen mit einem Mann und in Mädchengruppen mit einer Frau bietet Entfaltungsmöglichkeiten für sexuelle Identität. Vorbemerkung: Gewalt, wie sie in schulischen Situationen auftritt, läßt sich beeinflussen. Die Bearbeitung von Gewaltsituationen gehört in den Aufgabenbereich schulischer Pädagogik. Damit diese Aufgaben erfolgreich umgesetzt werden können, müssen die gegenwärtigen Rahmenbedingungen geändert werden. Für Lehrerinnen und Lehrer ergibt sich die Notwendigkeit zu Fortbildungsmaßnahmen. Ich werde einige Gewaltsituationen aus meinem Schulalltag in einer städtischen Grundschule schildern, analysieren und Verbindungen zu einem potentiellen Konzept von Selbst- und Sozialerziehung herstellen.
    de
  • Abstract / Description
    ln order to deal with physical aggression in schools it is necessary to develop an educational concept in which the teachers parallel to their observations of the subject orientated learntrack include the relationship- and the selfdevelopmenttrack (three-trackeducation). ln this concept of classifying dialogs which follow the conflict situations have equal importance to other events during school-lessons. The dialogs take place parallel to the lessons. This method requires a flexible Organisation of the lessons in which the pupils are used to work on their own. An extension of the teachers competence is necessary. The extension of competence is related to a close Observation of social events and to a development of models to explain the problematic behavior of pupils. If it becomes possible for example to interpret part of the pupils behavior as scenic acting this new point of view may lead to new solutions. The educational concept is orientated on a model of psychoanalytical explanation in which the current situation stands in the foreground. The problem which thus becomes apparent can be now be handled by reconstructing the exterior events (interactions) and by the symbolic presentation of the interior perception (annoyance, anger, rage). Thus the pupils learn to deal with their inner turbulences in a constructive manner. For the acting in the public forms of making amends are practised. Physical awareness and fitness is seen as an important base for self- and social processes. The work of a man within a boys group and of a woman within a girls group offers the possibility of sexual identity.
    en
  • Publication status
    unknown
  • Review status
    unknown
  • ISSN
    0032-7034
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-39693
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/2271
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.9942
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. - 46.1997, 3, S. 182-194
  • Keyword(s)
    Kind
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    Gewalt
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    Schule
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    Teacher Student Interaction
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    Behavior Problems
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  • Keyword(s)
    Emotional States
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Bearbeitung von Gewalthandlungen im Rahmen eines pädagogischen Konzeptes von Selbst- und Sozialentwicklung - Oder: Mit Schulkindern über Gewalt reden
    de
  • Alternative title
    Dealing with Physical Aggression within the Framework of an Educational Concept of Self- and Social Development - Or: Discussing Physical Aggression with Pupils
    en
  • DRO type
    article
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie