Report

Gerechtigkeit als innerdeutsches Problem: Abschlussbericht an die DFG

Author(s) / Creator(s)

Schmitt, Manfred
Montada, Leo
Maes, Jürgen

Other kind(s) of contributor

Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral" der Universität Trier, FB I - Psychologie

Abstract / Description

Theoretische Grundlagen, Planung, Durchfuehrung und wichtigste Befunde der Laengsschnittstudie "Gerechtigkeit als innerdeutsches Problem" (GiP) werden berichtet. Ausgangspunkt der Untersuchung waren die ungleichen Lebensbedingungen im vereinten Deutschland, die entgegen der optimistischen Prognosen, welche zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung gestellt wurden, 10 Jahre spaeter im Osten immer noch schlechter sind als im Westen. Dies wirft, vor allem in der ostdeutschen Bevoelkerung, immer wieder die Gerechtigkeitsfrage auf. Im Projekt GiP wurde eine demographisch heterogene Stichprobe von anfangs 2500 Probanden aus Ost- und Westdeutschland im Abstand von 2 Jahren (1996 und 1998) zur Lebensqualitaet in fuenf Bereichen (Arbeit und Beruf, Wohlstand, menschliches Klima, Wohnsituation und Stadtqualitaet, Umwelt und Natur) befragt. Aufbauend auf frueheren Arbeiten zur relativen Deprivation und relativen Privilegierung wurde untersucht, welche dispositionellen Einstellungen, Ueberzeugungen und Werthaltungen gemeinsam mit welchen spezifischen Ansichten und Urteilen ueber die innerdeutsche Verteilung von Wohlstand und Lebensqualitaet zu subjektiven Ungerechtigkeiten fuehren und welche Effekte Ungerechtigkeitswahrnehmungen auf Emotionen, Handlungsbereitschaften und Indikatoren der seelischen Gesundheit haben. Uebereinstimmend mit den theoretischen Erwartungen konnte gezeigt werden, dass das Ost-West-Gefaelle in der Qualitaet der Lebensbedingungen fuer viele Menschen in Deutschland ein Gerechtigkeitsproblem darstellt. Als ungerecht empfundene kollektive Benachteiligungen beeintraechtigen das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit, wobei negative Emotionen als Vermittler wirken. Eine als ungerecht empfundene kollektive Besserstellung wirkt ebenfalls als belastend (existentielle Schuldgefuehle) und motiviert die Betroffenen zu Verzichtsbereitschaft und Solidaritaet mit den Schlechtergestellten. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass relative Deprivation bei Ostdeutschen dazu fuehrt, sich durch die Kultivierung einer ostdeutschen Identitaet von Westdeutschen abzugrenzen, und dass diese Form der Selbstabgrenzung vor negativen Effekten der relativen Deprivation auf das Wohlbefinden schuetzt. Der Laengsschnitt soll mit einer Erhebung im Jahr 2000 fortgesetzt werden.

Keyword(s)

Psychologie Wiedervereinigung gesellschaftliche Transformation soziale Ungleichheit soziale Identität relative Deprivation German reunification United Germany societal transformation social inequality social identity

Persistent Identifier

Date of first publication

2000

Is part of series

Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"; 132

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Schmitt, Manfred
  • Author(s) / Creator(s)
    Montada, Leo
  • Author(s) / Creator(s)
    Maes, Jürgen
  • Other kind(s) of contributor
    Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral" der Universität Trier, FB I - Psychologie
    de
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2022-11-17T11:00:05Z
  • Made available on
    2004-02-26
  • Made available on
    2015-12-01T10:29:51Z
  • Made available on
    2022-11-17T11:00:05Z
  • Date of first publication
    2000
  • Abstract / Description
    Theoretische Grundlagen, Planung, Durchfuehrung und wichtigste Befunde der Laengsschnittstudie "Gerechtigkeit als innerdeutsches Problem" (GiP) werden berichtet. Ausgangspunkt der Untersuchung waren die ungleichen Lebensbedingungen im vereinten Deutschland, die entgegen der optimistischen Prognosen, welche zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung gestellt wurden, 10 Jahre spaeter im Osten immer noch schlechter sind als im Westen. Dies wirft, vor allem in der ostdeutschen Bevoelkerung, immer wieder die Gerechtigkeitsfrage auf. Im Projekt GiP wurde eine demographisch heterogene Stichprobe von anfangs 2500 Probanden aus Ost- und Westdeutschland im Abstand von 2 Jahren (1996 und 1998) zur Lebensqualitaet in fuenf Bereichen (Arbeit und Beruf, Wohlstand, menschliches Klima, Wohnsituation und Stadtqualitaet, Umwelt und Natur) befragt. Aufbauend auf frueheren Arbeiten zur relativen Deprivation und relativen Privilegierung wurde untersucht, welche dispositionellen Einstellungen, Ueberzeugungen und Werthaltungen gemeinsam mit welchen spezifischen Ansichten und Urteilen ueber die innerdeutsche Verteilung von Wohlstand und Lebensqualitaet zu subjektiven Ungerechtigkeiten fuehren und welche Effekte Ungerechtigkeitswahrnehmungen auf Emotionen, Handlungsbereitschaften und Indikatoren der seelischen Gesundheit haben. Uebereinstimmend mit den theoretischen Erwartungen konnte gezeigt werden, dass das Ost-West-Gefaelle in der Qualitaet der Lebensbedingungen fuer viele Menschen in Deutschland ein Gerechtigkeitsproblem darstellt. Als ungerecht empfundene kollektive Benachteiligungen beeintraechtigen das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit, wobei negative Emotionen als Vermittler wirken. Eine als ungerecht empfundene kollektive Besserstellung wirkt ebenfalls als belastend (existentielle Schuldgefuehle) und motiviert die Betroffenen zu Verzichtsbereitschaft und Solidaritaet mit den Schlechtergestellten. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass relative Deprivation bei Ostdeutschen dazu fuehrt, sich durch die Kultivierung einer ostdeutschen Identitaet von Westdeutschen abzugrenzen, und dass diese Form der Selbstabgrenzung vor negativen Effekten der relativen Deprivation auf das Wohlbefinden schuetzt. Der Laengsschnitt soll mit einer Erhebung im Jahr 2000 fortgesetzt werden.
    de
  • Persistent Identifier
    https://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bsz:291-psydok-1380
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.11780/95
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.8767
  • Language of content
    deu
  • Is part of
    Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral", Nr. 132, ISSN 1430-1148, http://www.gerechtigkeitsforschung.de/berichte/beri132.pdf
  • Is part of series
    Berichte aus der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"; 132
  • Keyword(s)
    Psychologie
    de
  • Keyword(s)
    Wiedervereinigung
    de
  • Keyword(s)
    gesellschaftliche Transformation
    de
  • Keyword(s)
    soziale Ungleichheit
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    soziale Identität
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    relative Deprivation
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  • Keyword(s)
    German reunification
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    United Germany
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    societal transformation
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  • Keyword(s)
    social inequality
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  • Keyword(s)
    social identity
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  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Gerechtigkeit als innerdeutsches Problem: Abschlussbericht an die DFG
    de
  • DRO type
    report
  • Visible tag(s)
    PsyDok
  • Visible tag(s)
    Berichte der Arbeitsgruppe "Verantwortung, Gerechtigkeit, Moral"